Wir stehen um 6 Uhr auf und verstauen unsere Sachen, bis auf Andys Telefon. Er wird hektisch, weil er das Mobiltelefon nicht findet. Ich verstehe nicht ganz, wieso das so tragisch ist, bis er sagt, dass beide Kreditkarten in der Hülle des Telefons sind. Er: «Ich habe es gestern bei den Toiletten eingesteckt zum aufladen.» Jetzt bin ich auch gestresst. Während er hochgeht zu den Wcs, suche ich in seinem Rucksack. An beiden Orten ist nicht. Schlussendlich finden wir’s im Zelt, mit den Karten. Solche Panikmomente zeigen dir dann, ob du den anderen noch als Hikepartner erträglich findest. Wir lachen darüber und gehen frühstücken.
Um 8 Uhr wollen wir wieder auf dem PCT sein. Der Bus, der uns zurück zum Weg bringt, macht noch einen Stopp bei einer Bäckerei, die etwas ausserhalb des Dorfes ist. Super, wie man beim einkaufen in die Backstube sieht und zuschauen kann wie die Angestellten die Gebäcke herstellen. Wir nehmen einen Hefekranz, der hat sicher 2000 Kalorien. Dann steigen alle wieder in den Bus und weiter geht’s hoch zur Rangerstation. Es sind nicht viele Hiker darunter, nur vier, die anderen sind Tagestouristen.
Bäckerei
Wir ziehen gleich los, der Weg geht wieder durch sehr alten Wald. Die meiste Zeit laufen wir durch einen Gestrüpp-Tunnel, so geht es bis zum Hwy 20, da fängt es an zu regnen. Auf morgen Dienstag sind stärkere Regenfälle angesagt und wieder Thunderstorms.
Wir stellen uns an die Strasse, damit uns jemand mitnimmt hinunter nach Winthrop, das ist ein 400-Seelen-Dorf im Stil einer Westernstadt. Ein junger Mann fährt uns die Passtrasse hinunter. Ein unglaublich lieber Kerl, er will uns alles zeigen, typisch amerikanisch aus dem Auto. Er fährt uns bis zum Supermarkt, wollten wir eigentlich gar nicht hin, aber irgendwann wollen wir auch aussteigen. Wir denken, das wär’s und dass er jetzt weiterfährt und wir zu Fuss gehen, aber er wäre sogar bereit, auf uns zu warten bis wir unsere Einkäufe erledigt haben, um uns ganz in die Stadt zu fahren. Wir lehnen freundlich ab und gehen jetzt zu Fuss weiter.
Schnell finden wir ein Motel und machen uns dann zu Fuss auf ins Dorf. Nach fünf Minuten werden wir bereits wieder von einer Anwohnerin mitgenommen. Zu Fuss gehen, das macht man hier nicht. Auch sie erklärt uns alles übers Dorf, aus dem Auto heraus.
Im alten Schulhaus ist jetzt ein tolle Brauerei mit Restaurant und Live-Musik. Der Kolumbianer, der das Geschirr abräumt, singt super gut, er hat eine Wahnsinnsstimme. Ist klassische Musik – keine Ahnung wie das Stück heisst – es wird getanzt und applaudiert, wird ein genial schöner Abend. Im Dunklen sind wir zurück zum Motel gelaufen, einfach kreuz und quer durch die Wohngebiete.
Schluss bei km 4166 oder Meile 2590, gelaufen sind wir 31 km oder 20 Meilen. Endspurt 100 km oder 62 Meilen!