Tag 4, 15. April, Meile 63,63 – Anza Borrego Desert

Um 6 Uhr aufgestanden, wir sind etwas müde. In der Nacht hat es stark gewindet und das Zelt stand leicht schräg, dadurch ist Andy immer auf meine Seite gerollt. Ich wollte ihn deswegen nicht wecken und versuchte so gut es ging am Zeltrand zu schlafen. Das Zelt ist eh schon klein, 1 m breit ist es (Platz für zwei Matten). Für zwei kleine Leutchen wie wir geht es grad so. Dafür ist es leicht, nur 1,8 Kilo, das war uns wichtiger als Komfort. Doch der grösste Vorteil ist: wir hatten noch nie Kondenswasser im Zelt.

Heute ist der vierte Tag auf dem Weg, es ist sehr kalt und windet stark. Es ist eine wunderbare Stimmung mit den Wolken als die Sonne über der Desert aufsteigt. Wir bleiben stehen und schauen, es lohnt sich für sowas aufzustehen. Wir laufen den ganzen Tag auf einem Höhenweg mit diesem Ausblick auf die Desert. Irgendwann setzen wir uns oberhalb des Weges hin, Andy macht einen Kaffee. Diese Weite beeindruckt uns einfach riesig. Der PCT-Trail ist so ein toller Weg, finden wir. Hatten ja gedacht, dass uns diese Strecke (also die Wüste) nicht mehr so beeindrucken würde, weil wir sie schon im 2017 erwandert hatten, Fehlanzeige.

Heute jagt eine schöne Sache die nächste: wir sehen Vögel in allen Farben, Papageien, Specht, Adler und viele mehr. Hasen, ganz kleine, wir haben uns gefragt, wieso so klein? Andy meint, wegen den Schlangen, das wäre die richtige Grösse, smart, mein Mann. Aber bis jetzt noch keine Schlange, ist noch zu kalt für sie. Dafür kleine Echsen, die flitzen uns ständig über den Weg, lustige Kerlchen. Blüten und Blumen in allen Farben und Grössen, und das in dieser Wüstengegend, der Wahnsinn.
Also wir sind mehr als nur begeistert, auch all die Begegnungen mit anderen Hikern sind toll.

Mit kleinen Pausen sind wir fast neun Stunden gelaufen. In der Höhe war es uns zu windig und zu heiss für längere Pausen. Nach dem Höhenweg ging es dann steil nach unten. Bei 102,43km, Meile 63,63 machen wir Feierabend. (Anmerkung Andy: Annerös bemüht sich sehr, ihre Zehen zu ramponieren. Heute hat sie ihren grossen Zeh beim Wandern ca. zehnmal in einen Stein gerammt, autsch. Es wäre besser, sie hätte Stahlkappenschuhe.

Andy kocht Reis mit Bohnen währenddem ich am Blog schreibe.
Das Essen ist richtig fein, dafür der Kaffee weniger, dieser hat Fettaugen oben auf und Beefgeschmack, nicht so mein Ding. Wir müssen sparsam mit dem Wasser sein, das ist jetzt mal was, das wir nicht so toll finden. Uns richtig zu waschen liegt leider nicht drin, so riechen wir recht, eher stinken. Hoffentlich morgen, auch wenn es nur eine Katzenwäsche ist. Bei unseren Zeltnachbarn gibt es noch Schoggifondue, ein Hiker macht daraus Cookies, so erhält er gleich den Trailnamen: Cookie Monster.

PCT-Vorbereitungen 2019

Wir haben im 2017 den PCT zum Teil gewandert (etwa drei Monate) bis Andy den Fuss übertreten hat. Daher haben wir schon Erfahrung, was es an Vorbereitungen braucht.

Bewilligungen

Bewilligung PCT Langstrecken-Wanderung (Thru-hiker permit), über die PCT-Website.

Fire Permit: ein Kocher oder Lagerfeuer braucht eine Bewilligung in den USA, auch über die PCT-Site.

Bewilligung Grenzübertritt USA – Kanada

B2 Visa (ist bei uns noch gültig)

Vollmachten ausstellen: Bank, Post, Tiere (auf unsere Tochter und Sohn)

Körperlich

Viel laufen, wir haben mehrtägige Wandertouren mit dem Material unternommen, das wir auf dem PCT verwenden. Ist wichtig, um zu testen, was sich bewährt hat. Einmal im Monat einen 50 km Marsch.

Bänder stärken mit Dehnungsübungen, das Gleichgewicht verbessern. Die Füsse trainieren, ganz einfach möglichst viel Barfuss laufen. Die Fusssohlen werden so härter, auch die Gelenke beweglicher, hoffentlich gibt es so weniger Blasen. Wir erhoffen uns dadurch, die Schönheit des Weges noch mehr geniessen zu können. Je fitter man ist, desto mehr Meilen schafft man täglich. Dadurch kann man sich ab und zu mehr Zeit nehmen, um an einem Ort länger zu bleiben.

Einige Spezialkurse mit Bergführer wie man sich im Schnee verhält, haben wir im 2017 absolviert.

Material:

Verbessern und reduzieren. Bei der Packliste haben wir die von 2017 angepasst, ist dadurch im 2019 erheblich weniger geworden (vgl. Packliste 2017 und 2019). Allgemein werden wir viel weniger Sachen und Gewicht mitnehmen:

eine neues, leichteres Zelt (3-Saison statt 4-Saison)

Rosa: eine neue Daunenjacke und ein kleinerer und leichterer Rucksack, der auch wasserdicht ist

Andy: neue und leichtere Trekkinghosen und neue Schuhe von Alta, die sollten mehr Halt geben.

Beide: neue Wanderstöcke ohne Dreh-, sondern mit Klemmverschluss. Die Schrauben waren sehr langwierig beim Verstellen.

Aus unserer Sicht sind das Wichtigste gute Englischkenntnisse.

Rosa: intensives Englisch mit Babbel.

Geld für unterwegs

CHF 400 pro Woche für zwei Personen, CHF 1600 Fr. im Monat sollte reichen, wenn alles normal verläuft. Dieser Betrag erlaubt natürlich nicht immer ein Hotel zu buchen, wenn man in einem Dorf ist.

Das Beste zum Schluss:

Wir haben uns gewichtsmässig eine körpereigene Reserve zugelegt. Im 2017 hatten wir in der Wüste so viel abgenommen, dass es mühsam geworden ist. Wir mussten in jedem Dorf einfach möglichst viele Kalorien reinstopfen. Rosa hat jetzt 9 Kilo, Andy 10 Kilo zu viel, damit sollten wir ein wenig Reserve haben.

Packliste 2019 (pdf)