Tagwach um 6 Uhr. Wir haben recht gut geschlafen, packen gleich alles zusammen und laufen ohne Frühstück los. Es sind fünf Meilen bis zum Campground, aber der Weg geht wieder rauf. Auf der Höhe haben wir eine super Aussicht auf einen See. Das finden wir ideal für unser Frühstück: Haferflocken, Süssigkeiten und natürlich Kaffee.
Weiter geht’s. Am Wegrand staunen wir über die vielen Blumen und Büsche. So nahe an der Desert hatten wir uns die Landschaft karger vorgestellt.
Den Campground erreichen wir etwa um halb zehn. Einer der Hiker sagt uns, dass man bei den Toiletten Wasser filtern könne. Bei den Lavabos sind schon einige Hiker am Wasser filtern. Es gäbe leider keine andere Möglichkeit, da roch es grässlich. Fürs Filtern brauchen wir sehr lange, alles Wasser muss durchgepumpt werden. Als wir den Filter gekauft haben, sah das viel relaxter aus. So viele Liter am Tag sind dann etwas anderes.
Der Weg schlängelt sich mehr oder weniger im flachen Gelände dahin. Wir werden wieder einmal überholt. Wir mühen uns zuerst mit Englisch ab und der junge Mann gibt uns auf Deutsch Antwort. Vielleicht sollten wir in Zukunft besser zuerst fragen, wo er lebt. Er sagte, dass er uns bewundere, dass wir in unserem Alter dieses Abenteuer wagen. Er war uns gleich sympathisch, das mit dem Alter hatten wir auch oft zuhause gehört.
Gegen Mittag haben wir eine tolle Überraschung: ein Trail Angel. Trail Angel sind Leute, die den Hikers helfen. Dieser hatte sogar Starbucks für uns, Melone, Chips, Süssigkeiten, Cola, etc. Jan, unser erster Trail Angel macht das einfach für die Hiker, in seiner Freizeit so zum Spass. Er will auf gar keinen Fall etwas dafür haben. Er sagt, wir werden so in drei, vier Tagen noch auf einen Trail Angel-Frau treffen, die es mehr gebrauchen könne, wir sollten ihr doch etwas geben. Jan findet die Schweiz ein wunderbares Land, wir bedanken uns bei ihm.
Hier ist auch noch der junge Deutsche von vorhin, grad kurz vor Abmarsch als wir eintreffen. Er scheint erstaunt, dass wir ankommen und fragt nach, wie alt wir genau seien. Jetzt kann er es kaum mehr fassen, dass wir in unserem Alter so was machen. Mal schauen, wie oft wir ihn noch treffen, er scheint recht ehrgeizig zu sein.
Als wir wieder auf dem Weg sind, diskutieren wir über die Situation. Ist doch einfach genial, du wanderst im Nirgendwo und plötzlich steht einer mit seinem Pickup voller Essen, Leckereien und Wasser da und bewirtet dich, sogar kostenlos.
Der Tag ist einfach genial und vergeht recht schnell. Laufen, Pause, essen, laufen, Fotos machen und die Landschaft geniessen. Für die Übernachtung sind wir bis an einen Bach gewandert. Dort sind bereits zwei Hiker, den ersten kennen wir vom Start, der andere ist wieder der junge Deutsche. Er sagt natürlich wieder was zu unserem Alter, da müssen wir jetzt durch. Egal, ist sonst ein netter Typ.
Zwischen den Bäumen bauen wir schnell das Zelt auf, daneben fliesst ein kleiner Bach. Beim Essen reden wir mit den anderen über den Trail, ihre Pläne und Erlebnisse. Man will so viel wie möglich erfahren. Aber für uns ist die Verständigung schwierig, wir können beide nicht so gut Englisch. Mit Händen und Füssen hilft, mit etwas Fantasie und kombinieren wird’s langsam besser. Wir gehen wieder sehr früh schlafen, um 20:30 Uhr.