Um 5 Uhr tagwach, die anderen schlafen noch. Alles leise zusammenpacken, um niemanden zu wecken. Zur dieser Zeit ist noch niemand unterwegs auf den Strassen.
Im Tal hat es eine schön gelegene, riesige Farm, da hat es Wasser. Wir nehmen ziemlich viel mit und füllen unseren eigenen «Tank» wie Kamele. Das machen wir immer bei Frischwasser, soviel wie möglich trinken.
Im Green Valley ist alles Grün, man bewässert, sonst wäre wahrscheinlich alles verdorrt. Wir wandern jetzt meistens auf Sand und kommen super vorwärts. Wir treffen ein deutsches Paar, das gestern auch im Hiker Heaven gewesen war, aber schon weiter ziehen wollte. Die Frau hat am Schienbein eine Überlastung, ihr Knochen ist angeschwollen und deshalb sind sie gestern doch nicht weitergelaufen. Wir frühstücken zusammen bevor’s weiter geht. Zuerst raus aus dem Dorf. Sie sind viel schneller als wir, drum laufen wir alleine weiter.

An diesem Tag treffen wir nur einen Hiker, sein Trail Name ist «Pirat», selbsterklärend. Er sieht aus wie Johny Depp aus dem Film «Fluch der Karibik». Er läuft mit Schirm, aber mit einer kurzen Hose und ist richtig schnell unterwegs. Wir lassen uns nicht anstecken. Es darf einem nichts ausmachen, wenn andere schneller sind. Immer sein Tempo beibehalten, und einfach so lange, wie es für einem gut ist.
Es ist unglaublich trocken und richtig streng, aber wir wollen bis zur Green Valley Ranger Station gehen, dort hat es Wasser. Als wir zur Strasse kommen, steht schon eine Frau mit ihrem Auto bereit, um uns zu den Andersons, den legendären Trail Angels, ins «Casa de Luna» zu bringen.
«Hippie Daycare» steht auf einer bunt bemalten Tafel, ein sehr spezieller Ort. Zur Begrüssung wurde man richtig fest («fest» ist Frau Anderson im wahrsten Sinne des Wortes) umarmt, ich hatte dabei Angst um Andy, er sah aus wie ein Zwerg, der verschlungen wird. Als erstes mussten wir Hawaiihemden anziehen wegen der Aura. Ich wollte das nicht wirklich, aber die Aussicht auf das Essen, auf Tacos mit Salat, überzeugte mich. Für Andy war es kein Problem, schliesslich mussten ja alle mit dieser Bekleidung rumlaufen. Für Essen würde er eh alles machen. Dann erklärte uns Terrie, Frau Anderson, die Regeln, die hier gelten: Zuerst Hände waschen, zweitens nicht aus der Reihe gehen, drittens nicht mit dem Teller über die Töpfe, und so weiter… Und sie drohte Strafen an. Wer gegen eine Regel verstösst, wird bestraft.
Das Essen wurde in der Garage in einem riesigen Topf ohne Deckel gelagert, und ohne Kühlung. Jetzt waren wir sehr froh über unsere resistenten Mägen. Einmal bin ich mit dem Teller über den Rand des Topfes gekommen und habe gleich eine Latte über den Hintern gezogen bekommen. Der Abend war sehr speziell, nichts für mich, aber Andy fand es lustig. Ich war froh, dass uns niemand kannte und so sah. Es wurde viel geraucht – nicht Zigaretten – und viel getrunken. Wir haben ziemlich gut geschlafen.