Heute wollen wir möglichst früh in Tehachapi sein. Vor 5 Uhr aufgestanden und alles durch den Wind und Windparks gelaufen. Wir sehen immer wieder frische grosse Spuren auf dem Weg. Ich sage, dass dies ein Bär sein muss. «Sicher nicht! Hier hat es noch keine Bären», verneint Andy. So? Dann muss es aber ein sehr grosser Hund sein, oder was sonst? Egal, es windet stark und wir gehen meistens oben auf dem Kamm. Im Tal ist es sehr grün, sicher ein Privatgrundstück, drum gehen wir oben.
Gegen 10 Uhr kommen wir an die Strasse, welche nach Tehachapi führt. Wir konnten von oben sehen, dass ein Hiker Autostopp machte. Wir gingen zu ihm und stellten uns auch hin. Er sagte, ich sollte es versuchen, vielleicht hätte ich mehr Glück. Bei mir klappt es aber auch nicht. Daraufhin meint Andy, dass wir es eben falsch machen würden. Er zeigte etwas von seinem Bein. «So wird das nichts!», lachen wir ihn aus, doch es hält eine junge Frau mit einem BMW SUV an, die hier im Windpark arbeitet. Sie fragt uns, was wir dabei haben, um uns in der Wildnis zu schützten, worauf Andi seine Faust zeigt. Sie lacht und findet wir seien verrückt. Sie würde nicht mal auf einen Spaziergang gehen ohne Waffe, sie habe sogar im Auto Waffen dabei.

Als ich sie frage, ob sie schon mal geschossen habe, sagt sie «Nein, sicher nicht». Ich frage mich, wer verrückter ist. Hier in der Wildnis hat man einfach Waffen dabei, aber man benutzt sie nicht. Sie erzählt uns, dass zur Zeit ein Bär im Windpark sei, deshalb habe sie immer den Bärenspray oder eben eine Waffe dabei. In dieser Gegend gäbe es ‚normal’ keine Bären, das sei neu für sie. Andy und ich sagen ihr nichts von den Spuren, die wir gesehen haben. Es war uns peinlich, dass wir die Situation so falsch eingeschätzt haben.
Die Frau liess uns bei einem Schnellimbiss raus, wo wir frühstückten. Nachher gingen wir zu einem Starbucks, wegen dem Internet. Weil wir merkten, dass etwas mit unserem Magen nicht in Ordnung war, mussten wir dort zwei Stunden bleiben, wegen dem WC. Abwechslungsweise gingen wir auf die Toilette. In diesem Zustand macht Essen einkaufen keinen Spass, es gibt bessere Tage dafür.
Ich bleib mit dem Gepäck vor dem Laden. Andy kann mit Mühe das Allernötigste besorgen. Draussen fragt uns eine nette Dame, ob sie uns irgendwo hinbringen soll. Wir nehmen das sofort dankend an, wollten einfach wieder auf den Weg. So hier zu bleiben ist auch sinnlos. Aber beim Laufen wieder auf dem Weg, ist es uns immer noch schlecht. Wir machen viele Pausen.
Am Abend krochen wir einen steilen Hang richtig gehend hoch, so stark hat es gewindet. Neben dem Weg hat jemand mit Steinen ein Windfang erstellt. Dahinter konnten wir unser Zelt aufstellen, ein super Windschutz. Jemand hatte eine Flasche Wodka in der Mauer deponiert. Mal probieren, sehr feiner Wodka, dann die Flasche retour in die Mauer gelegt, den nächsten Hiker wird es freuen.
Unsere Übelkeit hat sich jetzt beruhigt und wir kochen Spaghetti mit Tomatensauce und Salami, richtig lecker. Es kommt ein Hiker den Hang hinauf. Das konnte nur der Schweizer sein, von dem wir in Big Bear City gehört haben. Prompt, es war Martin alias «Medical». Der Trailname stammt von seiner Schweizer Fahne, die er hinten am Rucksack hatte. Die Amerikaner hielten sie für das Zeichen für medizinische Hilfe. Auch andere Hiker haben uns erzählt, es wäre ein Arzt auf dem Trail, ein Schweizer.
Medical ist aber im wirklichen Leben Elektriker. Er sagte lakonisch, er könne schon medizinische Auskunft geben, nur ob es was bringt, sei eine andere Frage. Er meinte, dass sei schon verrückt, was wir hier machen. Auch wir haben uns schon ein paar Mal gefragt, weshalb man sich das antut. Trotzdem, im Grossen und Ganzen ist es einfach genial. Und erweitert dein Wesen ungemein. Martin muss weiter oben noch einen Platz für sein Zelt suchen. Wir gehen jetzt schlafen.