TAG 39, 20. Mai, Begegnung mit grimmigem Bär

Um 5 Uhr aufgestanden, etwas Kleines gegessen, und dann ging’s gleich mal den Berg hinauf. Als ich mal hinauf schaue sehe ich mit Entsetzen einen Bärenkopf. Dieser ist über unsere Anwesenheit nicht begeistert. Er dreht sich ab, verschwindet im Wald. Wir benützen zum ersten Mal unser Pfeifen. Der Bär gibt uns durch lautes Grummeln deutlich zu verstehen, dass es sein Revier ist. Wir gehen hier einfach rechts. 

Auf einer Kuppe geniessen wir im Gehen einen wunderschönen Sonnenaufgang. Irgendwann müssen wir aber ins Tal absteigen. Jetzt wird es richtig schwierig, es geht etwa 800 Meter einfach steil nach unten. Für uns zwei wäre es kein Problem, einfach gerade hinunter stapfen, immer die Fersen hart in den Schnee schlagen. Aber mit jemandem, der das nicht kennt, ist das etwas anderes. In so einem Hang gehend erschrickst du jedes Mal, wenn jemand nur ein wenig rutscht. 

In einem Schneekurs, den wir in der Schweiz besucht hatten, hatten wir intensiv die Pickelbremse geübt. Mit weniger Gewicht funktioniert es gut. Aber mit so viel Gepäck auf dem Rücken, wäre es wahrscheinlich nicht gut ausgegangen.

Wir entschieden uns, hier schräg zum Hang abzusteigen. Andy und ich machten feste Tritte in den Hang, so ging es. Wir dachten, es macht kein Sinn, wenn wir alle zusammen den Hang abrutschen, weil jemand hinter uns ausrutscht. Dominoeffekt wäre nicht gut.  

Als wir unten ankommen, sind wir froh, dass es wieder einfacher zu laufen ist. Aber für mich war klar, das geht so nicht weiter. Fred meinte auch, so hätte er keine Lust mehr. So redeten wir miteinander und entschlossen uns auf eine Waldstrasse auszuweichen, die von Schneemobilen benutzt wird. 

Gegen 17 Uhr kamen wir an eine Hütte, die von Schneemobilfahrern als Schlafplatz benutzt wird. Sogar ein Ofen war vorhanden, den heizten wir gleich mal ein. Diese Nacht wollten wir nicht frieren. 

In der Nacht erwachte ich. Andy war völlig nassgeschwitzt und kaum mehr ansprechbar. Fred und ich zogen ihm die Kleider aus. Ich ging nach draussen packte Schnee in ein Hemd. Damit kühlten wir ihn wieder auf eine normale Temperatur runter. Wir schauten, dass er immer wach blieb, je länger wir kühlten, umso besser wurde sein Zustand.

Wir verabreichten ihm richtig viel Zucker in Form von allerlei Schokolade. Das hat endlich wirklich geholfen. Ich war sehr froh, diesen Moment überstanden zu haben. Fred und ich umarmten uns. Wir waren einfach ein super Team. In einer solchen Situation wird man sehr emotional, das verbindet auch sehr. Ich gab Andy noch trockene Kleider und Fred heizte den Ofen noch einmal ein. Die Nacht verlief ohne weiteren Zwischenfall. 

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