Um 5 Uhr aufgestanden und frisch und mutig die Querung in Angriff genommen. Am Morgen ist der Schnee noch gefroren, ansonsten brichst du durch, die Schneedecke hält unser Gewicht (meistens). Dank den Mikrospikes ist es machbar. Einfach nicht ausrutschen, jeden Schritt konzentriert setzen, irgendwann ist man auf der anderen Seite.
Die Querungen sind ziemlich lange. Ohne Schnee könnten wir beim Laufen eine richtig tolle Aussicht geniessen. Aber bei den Wegverhältnissen guckst du eigentlich nur auf deine Füsse. Um die Gegend anzuschauen, musst du stillstehen. Wir haben eine gefühlte Ewigkeit für die Querung. Nach überstandener Querung frühstücken wir. Es ist hier wunderschön. Diese Stille ist einfach beeindruckend, man empfindet diese Einsamkeit aber nicht als beängstigend. Schwierig zu erklären, einfach ein Gefühl des Nichtsmüssens, einfach des Seins in diesem Moment.
Bis zum Mittag wanderten wir weiter im Schnee. Als es dann bergab geht, sind wir froh endlich wieder auf schneefreiem Weg zu hiken. In der absoluten Ruhe kochen wir, essen und halten ein Nickerchen. Keine Menschenseele kommt vorbei. Nachher laufen wir weiter bis in den Abend hinein. Plötzlich sehen wir oberhalb des Weges einen Bär (Schwarzbär). Er schaut uns eine Weile an und wir ihn. Andy macht mit dem Handy ein Foto. Danach läuft der Bär einfach weg, wir mussten nicht einmal unsere Trillerpfeifen benützen. Wahrscheinlich hat ihn unser Gestank vertrieben.
So, für diesen Tag hatten wir genug Aufregung, erst diese Querung, dann ein Bär, der nicht erschrocken weggerannt ist, sondern uns in aller Ruhe gemustert hat. Die anderen Bären sind immer gleich im Wald verschwunden, das fanden wir angenehmer. Wir möchten eigentlich Feierabend machen, aber der Aufstieg vor uns ist sehr steil. Wenn der Schnee gefroren ist, kommen wir nur sehr schlecht rauf. Jetzt können wir noch richtige Tritte hinein hauen und einfacher aufsteigen.
Bis wir oben ankommen ist es halb neun und wir stellen das Zelt einfach im Weg auf. Heute sucht Andy einen dicken Ast aus, um den Kanister weit weg vom Stamm aufzuhängen. Nicht dass sich der Bär unseren Vorrat holt.