Mein schmerzendes Ohr hat mich kaum schlafen lassen. Ich wurde immer wieder wach, hoffe jetzt nur, dass es nicht schlimmer wird. Auch heute sind viele Hiker unterwegs, die wollen morgen alle auf den Mount Whitney. Anm: Nachdem sich die Zahl der Wanderer auf dem John Muir Trail zwischen 2011 und 2014 verdoppelte, haben sie Quoten bzw. Permits eingeführt, um eine Übernutzung zu vermeiden. Mit der PCT-Langstreckenbewilligung war dies für uns nicht nötig. Vorgeschrieben sind aber Bärenkanister zum Verstauen von Lebensmitteln.
Die Wälder sind speziell. Die Bäume stehen weit auseinander, die Stämme sind völlig verdreht vom Wind. Es geht einen Hang runter, wir rutschen einfach auf den Hosenboden runter. Unten müssen wir einen Bach überqueren. Wir laufen am Bach nach, um eine Stelle zu finden, an der wir rüber können. Wir finden einen Zettel unter einem Stein, auf dem steht es hätte hier einen Baumstamm zum überqueren des Baches. Für Andy als Zimmermann ist das ein Kinderspiel. Er hat früher beim Aufrichten von Dachstühlen mitgeholfen. Er geht einfach hinüber, kommt zurück und nimmt meinen Rucksack. Obwohl ich ohne Gepäck da rübergehe muss ich mich erst überwinden. Wer hier hineinfällt, braucht mehr als einen Schutzengel.
Auf der anderen Seite müssen wir an der Böschung nach zurück zum Weg gehen. Dort sind etwa acht Hiker. Sie sind durchs Wasser gegangen und ganz nass. Sie sind richtig fertig von der Querung des Baches und bieten uns an mitzurauchen. Ich denke, wenn schon hätte ich vorher eins gekifft, weil bei klarem Bewusstsein würde ich nie in diese Strömung steigen. Einige der jungen Hiker sind richtig ausgehungert, die meisten sind ja schon länger auf dem Trail. Die schleppen kein Essen mit sich, sondern sind einfach mehr am Kiffen.
Bis wir beim Campground vom Mount Whitney sind müssen wir zweimal durchs Wasser. Auf dem Outpost Camp (3158 m, auf der PCT-Seite) sind viele Hiker. Wir stellen unser Zelt auf, kochen und essen etwas und richten alles bereit für morgen früh.