Um Mitternacht aufgestanden. Trotz den Stirnlampen war es schwierig den Weg zu finden, alle Hiker irren im Wald herum. Irgendwie finden wir eine Spur, die gerade über ein Schneefeld geht. Ich finde es toll, wenn man Lichter sieht, die einen Berg hoch gehen und die Landschaft sieht aus wie in der Schweiz.
Stundenlang kämpfen wir uns höher und höher. Im letzten Schneefeld geht mir die Puste aus. Ich schicke Andy voraus, damit er nicht den Sonnenaufgang verpasst. Bei mir geht es einfach nicht mehr schneller. Auf dem Gipfel auf 4’400 Meter oben ist es dann genial. We did it! Die Sicht ist super, klarer Himmel besser geht nicht. Einige Hiker sind schon oben und es werden laufend mehr.
Wir bleiben sicher eine Stunde oben und geniessen den Moment. Ein spezieller Brauch ist, sich nackt auszuziehen und ein Gipfelfoto zu machen. Solltest das mal in der Schweiz machen, ich weiss nicht, ob man den Bergführer nicht schockieren würde. Wir werden dies sicher nicht machen, eine Umarmung und Küssen sind uns lieber.
Hier bekommen wir endlich einen Trailnamen, der auch cool ist, nicht «Stinky Andy» oder «Cout Couple». Wegen dem Berglöwen, den wir gesehen haben, heisst Andy: Mountain und ich: Lion, zusammen sind wir Mountain Lion. Wir finden das ein wirklich cooler Name.
Die 2000 Meter wieder hinab schaffen wir dann etwa in drei Stunden. Kurz vor dem Zeltplatz rutscht Andy mit dem rechten Fuss seitlich von einer Schneemade und bleibt auf dem Boden liegen. Ihm schmerzt das Gelenk wahnsinnig. Ich schaue mir den Fuss an, der wird röter und schwillt an. Bewegen geht zum Glück. Für einen solchen Fall ist es gut, wenn man sehr starke Schmerzmittel dabei hat. Ich nehme sein Gepäck und er humpelt bis zum Zeltplatz.
Dort schauen sich die anderen Hiker Andys Fuss an. Mit dem Gelenk scheint es erst mal vorbei mit laufen. Der Fuss wird von einem Hiker fachgerecht eingebunden. Einer meint zu mir, wir sollten schauen, dass mein Mann ausgeflogen wird. Der Ranger, der auch dabei ist, schaut ihn an und lächelt nur. Dies sei sicher kein Grund, um ausgeflogen zu werden, sie seien kein fliegendes Taxi. Damit ist das auch geklärt, hier wird gewandert solange man auf den Füssen ist.
Uns ist klar, dass der Fuss zuerst geschont werden muss. Danach werden wir es sicher schaffen in die nächste Ortschaft zu wandern. Verhungern werden wir nicht, alle Hiker, die hier durchkommen, sind meistens informiert. So bekommen wir immer etwas zu essen, denn jeder gibt was ab. In der Rangerstation kann ich Esswaren holen, die für solche Fälle gedacht sind.