TAG 67, 1. Juli, Forester Pass, Meile 779

Wir sind um 5 Uhr losgewandert. Der Schnee ist richtig hart, die Schneefelder haben viele Löcher und sind jetzt wie eine Berg- und Talfahrt. Der Forester Pass ist streng zum Aufsteigen, aber wir finden es weniger gefährlich als alle erzählt haben. Als Schweizer sind wir uns anderes gewöhnt, die Querung im oberen Teil fanden wir nicht wirklich spektakulär, wir haben ja auch die eine oder andere Tour in der Schweiz gemacht. Auf dem Pass machen wir eine längere Pause. Es sind zwei Tagestouristen hier, die den gleichen Weg zurückgehen. 

Der Abstieg vom Forester Pass ist alles im Schnee, an manchen Orten rutschen wir darum auf dem Hosenboden nach unten. Hier hat es in diesem Winter auch Lawinenabgänge gegeben. Im Wald unten sieht es recht wild aus, die Bäume liegen einfach kreuz und quer herum. 

Es hat eine grosse Gruppe PCT-Hiker im Wald, die wir aber nicht kennen. Über einen reissenden Bach hat es einen rutschigen Stamm. Das Wasser schiesst mit einer hohen Geschwindigkeit und viel Druck den Hang runter, man hätte keine Chance im Wasser. Die einen Hiker stellen sich wie ein Gitter in den Bach (sie werden vom Rand aus von anderen gehalten), um jemanden aufzufangen, der reinfallen würde. Ich bin jetzt besser geworden bei diesen Flussüberquerungen über Baumstämme. Beim Weitergehen verteilen sich alle wieder. Die einen machen Pausen, die anderen wollen schnell weiter. Es kommt kein Fluss mehr auf diesem Abschnitt, so kann jeder wieder für sich hiken. 

Andy läuft vor mir, rutscht plötzlich mit dem rechten Fuss von einem Schneehaufen runter. Sein Stock bricht und er kann sich nicht auffangen. Er sagt nachher, er habe einfach den Fuss nicht mehr halten können. Ich nehme das Gepäck und bringe es zu einem Platz, dort werden wir den Fuss anschauen. Andy ist ziemlich fertig, er meint mit diesem Fuss geht es für ihn nicht mehr weiter. Das sehe ich auch so, es scheint keine Zerrung zu sein, aber mir macht die Beule am Fersen Sorgen. Also erst einen guten Platz zum zelten suchen und dann mal warten. Das Essen sollte reichen, weil wir im voraus damit gerechnet haben, dass der Fuss wieder Probleme machen könnte. 

Beim Zeltplatz stellen wir das Zelt auf und ich suche genügend Holz zusammen für ein Lagerfeuer. Wir besprechen die Lage. Falls die Schwellung hinten die Achillessehne ist, könnte es sein, dass Andy deswegen keine Chance hat den Fuss zu halten. Er sagt, beim Laufen müsse er den Fuss immer gerade aufsetzen, sonst knicke er ab. 

Wir beschliessen, dass es besser ist aufzuhören, denn jetzt ist es noch möglich rauszulaufen. Ihm tut`s leid, dass wir jetzt den Hike nicht fertigmachen können. Ich sage ihm, für mich sei das kein Weltuntergang. Ich finde, wir haben so viele tolle Sachen erlebt und viel gelacht, es war eine sehr intensive Zeit, die wir zusammen erlebt haben. Aber das stellt ihn nicht wirklich auf, hilft nur wenig. Ich probiere es mit einer anderen Variante: Es wäre viel schlimmer gewesen, wenn wir auf dieser Reise gemerkt hätten, dass wir sowas nicht miteinander machen können. Das hat geholfen, er fragt: «Würdest du es wieder machen mit mir?» «Geht’s noch!?», antworte ich, «sicher nicht, einmal reicht voll und ganz». Er schaut verdutzt und ich lache. Ich würde sowas mit ihm jederzeit wieder machen.

In dem Moment beschliessen wir, dass wir diesen Hike nochmals machen werden. Hoffentlich, wenn es geht. Den Abend verbringen wir am Feuer mit essen und reden. Essen hilft wie immer, Andys Stimmung hat sich auf jeden Fall gebessert. 

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