Erst um 6 aufgestanden, zuerst Kaffee und dann einpacken. Zwei andere Hiker verstehen nicht, wie wir mit so wenig Gepäck den Hike machen, sie finden es recht unvernünftig. Sie sind das erste Mal auf einem Langstreckenhike unterwegs, finden es total easy. Wenn die wüssten! Dieser Teil ist der leichteste, es wird dann schon noch strenger und wärmer. Wir lassen es, ihnen zu sagen, dass wir das zweite Mal unterwegs sind.
Zuerst müssen wir hinauf, was wir gestern auf der anderen Seite runter sind. Die nächsten Tage geht’s immer auf und ab, immer in Schlaufen. Es ist unbeschreiblich schön, alles ist noch feucht vom Regen und sieht so noch grüner aus. Oben weht jeweils ein leichter kühler Wind. Ich singe irgendetwas und Andy macht mit, unsere Stimmung könnte nicht besser sein.
Etwa nach drei Stunden erreichen wir den Lake Morena Campground. Sofort zum Imbiss und einen super leckeren Burger verdrückt. Immer mehr Hiker kommen an, Andy möchte ein Gruppenfoto machen. Alle mal schön Aufstellung beziehen, doch dann fehlt natürlich der Fotograf. Ich gehe schnell im Imbiss einen holen. Ein netter Typ unterbricht sein Essen und kommt mit, um Fotos zu machen. Es sind hoffentlich alle Thru-Hiker auf dem Bild. Uns alle Namen zu merken probieren wir erst gar nicht, es sind einfach zu viele. Nach dem Essen laufen wir in einem Tal, alles so grün, ich fasse es nicht, erwarte bald noch Kühe auf der Weide zu sehen. Als es zu heiss wird legen wir uns unter einen Baum. Ich schreibe etwas und als ich zu Andy schaue, verdrückt er den zweiten Snicker. Ob er mich nicht fragen wollte, ob ich einen möchte? Er meint, nein, sonst hättest ich ja «ja» sagen können. Unglaublich, das merke ich mir!
Als wir nach dem baden im Cottonwood Creek etwas wieder eine Stunde unterwegs sind, treffen wir Mike, der hier campt. Er lädt uns ein, etwas zu trinken. Mike ist ein richtiger Geschichtenerzähler, er erzählt von Schlangen, Skorpionen und Vögeln, also Adlern mit einer Spannweite wie ein kleiner Gleitschirm. Am beeindruckendsten finden wir die Story vom Berglöwen mit einem Gewicht von 400 Kilo. Aber leider kommt dann ein schlimmes Ende. Er erzählte von einer Frau, die vom Berglöwen angegriffen wurde, den Rest lasse ich aus.
Ich habe für mich beschlossen, Andy vorne gehen zu lassen. Wir gehen im Hang nach hinten, unten im Tal fliesst eine kleiner Fluss, der Kitchen Creek. Dort machen Hiker Feierabend. Sie rufen uns zu, wir sollen auch hier zum campen kommen. Wir rufen zurück, dass wir noch in den Abend laufen. Also wünschen wir uns gegenseitig eine gute Nacht. Der Weg ist so schön mit all diesen Blumen, man könnte meinen, wir seien in den Schweiz Alpen im Frühjahr unterwegs. Wir finden einen super Platz zum übernachten, Schluss ist bei km 49,38 mit super Aussicht, und essen eine riesige Portion Haferflocken mit Erdnussbutter, lecker. Wir kämpfen um unser Gewicht, die angefutterten Kilos geben wir nicht so schnell wieder ab!
Der Fuss ist prophylaktisch abgeklebt