Wir schlafen bis 8 Uhr, es ist herrlich, ein sehr sauberes Hotelzimmer mit einem super Bett. Nach vier Nächten im Zelt ist das sehr erholsam, draussen ist stahlblauer Himmel. Heute werden wir erst gegen Abend wieder auf den Weg gehen, so können sich unsere Beine und Füsse etwas erholen. Der Autofahrer von gestern war ja auch mal auf dem PCT unterwegs gewesen, er ist immer auf dem Laufenden über den Trail, gibt gerne seine Infos weiter an Hiker. Er hat uns ziemlich genau die Schneeverhältnisse in der High Sierra geschildert und gesagt, es habe viel Schnee dort. Uns ist es wichtig, dass sich unsere Füsse und die Muskeln richtig erholen, wir sind ja auch nicht mehr die Jüngsten, aber wir sind auch lieber vorsichtig. So eine Überlastung der Gelenke oder auch der Bänder ist kein Spass.

Also frühstücken wir sehr gemütlich und reden lange mit Marlen, Mareike, Jannis und Marcel, alle aus Deutschland. Dann gehen wir noch das Dörfchen erkunden, richtig nett hier, wie in einem Westenfilm. In einem Laden bekommen alle PCT-Hiker etwas zu trinken, Andy möchte ein Foto mit der Dame machen. In einem anderen Geschäft bekommen alle Hiker gratis einen Mom’s Applepie mit Glacé, dort gehen wir natürlich auch vorbei. Danach hängen wir noch ein wenig im Hostel (Julian Lodge) auf der Veranda ab.
So gegen 16 Uhr geht es wieder los, zuerst mit Autostopp zurück zum Weg. Unser Fahrer lebt hier und ist von California enttäuscht, er findet, die Regierung gäbe seinem Staat an Mexiko ab. Und dass viele Menschen hier auf der Strasse oder in einem Trailer leben. In San Diego haben wir selber einen Parkplatz gesehen, wo Leute in Autos geschlafen haben. Er hat uns noch erzählt, dass es in der Gegend früher viele Goldminen gegeben hat und jetzt noch vereinzelt hat. Sein Auto war schlecht beieinander und ziemlich laut, so dass es schwierig war dem Gespräch zu folgen. Lustig war, dass alle Teile, die halten mussten, mit Silicon-Baukleber befestigt waren, sogar der Außenspiegel. Mit einem solchen Fahrzeug in der Schweiz zur Fahrzeugkontrolle, das wäre mal was. Als Schweizer staunst du oft, in welchem Zustand teilweise die Wagen sind. Der Fahrstil ist auch sehr sportlich, ich schwitze meistens mehr beim Autofahren als beim Wandern. Andy gibt dem Fahrer 10 $ für die Fahrt, er wünscht uns alles Gute und wir ihm auch.
Bei der Scissors Crossing gehen wir zur Brücke, dort ist Wasser für die Hiker deponiert. Jeder von uns trinkt einen Liter und wir nehmen noch 7 Liter mit. Dann geht’s den Hang hinauf, in die San Felipe Hills. Die Kakteen fangen an zu blühen, drum sind wir wieder einmal mehr am Schauen und Fotos machen als am Wandern. Wir staunen über die vielen Schmetterlinge, zwei Raupen müssen auch als Motiv herhalten. Ich glaube langsam, wir haben zuviel Sonne abbekommen. Ab morgen werden wir konsequenter vorwärts laufen und weniger diskutieren. Sonst wird das nichts mit der kanadischen Grenze.
Als wir fast oben sind entdecken wir unseren Platz, wo wir im 2017 an unserem Hochzeitstag gezeltet haben. Natürlich haben wir nochmals dort gezeltet, soll mal einer sagen, wir seien nicht romantisch. Ist für uns schon recht speziell, hier nochmals zu sein. Wir sind sehr dankbar und glücklich, dies nochmals zu erleben. Feierabend bei Trail-km 127,77 oder Meile 80.