Tag 8, 19. April, Meile 114

Heute bin ich die, die unbedingt aufstehen will, um Viertel vor fünf, der Wecker ist auf 5 Uhr gestellt. Auch ich kann meine Schlafgewohnheiten umstellen, Andy ist etwas irritiert. Ich möchte so schnell wie möglich zum Eagles Rock, das ist eine riesige Steinformation, die aussieht wie ein Adler, es sind nur 12 Meilen.

Zuerst geht der Weg in Schlaufen durch hohes Gebüsche bis wir an eine riesige Grasebene kommen, auf der Rinder oder Kühe weiden. Kühe auf der Weide sind nicht so mein Ding, ich gebe meine Führung an Andy ab und mache ein Foto. Andy lacht mich aus: «Toll, hat es ja zuhause keine.» Ich: «Sicher nicht so grosse.» Ist ja klar, bei den vielen Burgern, die hier gegessen werden. Beim Eagles Rock fotografiert uns ein anderer Hiker, wir Schweizer müssen natürlich zum Kopf hoch klettern.

Danach geht es nur etwa drei Meilen bis zu Warner Springs, ich bin so überdreht, dass es für Andy lange Meilen werden. Lange Zeit laufen wir einem Bach entlang, ich rede irgendwas oder singe. Andy sagt: «Rosa kannst du nicht mal einfach das Tal geniessen und still sein?» «Könnte ich schon, aber dann wird es dir langweilig», ich war dann mal ruhig. Bis wir auf zwei komischen Typen treffen mit einer so 70 cm langen Machete, der andere noch mit einer Art Baseballschläger. Ich sage zu Andy: «Soll ich ihnen mal zeigen, was ein Messer ist, meines passt in die Hosentasche.» Andy antwortet, das könne ich dann aber selber ausbaden. Ich glaube, mein Mann hat Hunger. Wir spekulieren noch, was die zwei mit dem Riesending vorhaben.

Schon um 10 sind wir beim Warner Springs Camping, surfen etwas im Internet und durchsuchen die Hiker-Box. In Hiker-Boxen legen andere Hiker allerlei Sachen oder Lebensmittel hinein, die sie nicht (mehr) brauchen (bzw. kann man selber reintun). Wir duschen und waschen unsere Kleider, natürlich alles von Hand. Die Dusche ist einfach: man nimmt ein Eimer voll Wasser mit in den Verschlag und duscht damit. Hemmungen darf man keine haben, man teilt einfach alles mit den Leuten, die vor den Duschen stehen oder mit dem Nachbarn. Apropos teilen: Yves hat Blasen (Männerblasen), wir bieten ihm von unserer Creme an und ich sage: «Ich sage dir erst nachher, wofür sie eigentlich ist» (für wunde Velofahrergesässe). Nach einem heissen Wandertag damit die Füsse einzureiben, beruhigt die wunden Stellen super und duftet herrlich.

Gegen 4 Uhr gehen wir wieder auf den Weg, denn es geht wieder in die Höhe. Schon um 7 Uhr haben wir genug vom Laufen, campen bei einem Bach und machen Feierabend. Mein rechtes Fussgelenk ist noch ganz wenig geschwollen, aber schmerzt eigentlich kaum mehr. Beim Schreiben kühle ich meine Füsse. Wir sehen so viele hinkende Hiker, dass wir vielleicht etwas überreagieren. Hier müssen wir auf die Poison Oak (Gifteiche) aufpassen und nicht in Berührung kommen, diese Büsche, sogar noch die abgefallenen Blätter, verursachen starke Hautirritationen. Wir sind bei Meile 114 (Km 184) und sehr früh schlafen gegangen.

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