Um 5 Uhr klingelt der Wecker. Andy verschwindet im Wald, ich verstaue mein Material, als ich fertig bin, frage ich mich, wo er bleibt. Die anderen sind in den Startlöchern, also packe ich schnell Andys Sachen in den Rucksack. Endlich kommt er mit dem Essen, es war anscheinend nicht so einfach, den Knopf von der Schnur zu lösen.
Den Morgen verbringen wir in einem sehr grünen Tal, herrlich dieses Laufen ohne Schnee, so könnte es jetzt tagelang weiter gehen. Markus und Patrizia ziehen vorne weg, Moni und wir beide machen Fotos unterwegs und bleiben mal stehen, um es einfach zu geniessen. Diese Stimmung am kalten Morgen, wenn alles noch leicht gefroren ist und es über dem Wasser leichter Nebel hat, sieht schon toll aus. Wir sehen viele Tiere, Vögel, junge Wiesel und zwei Munggen, einer geht nicht weg, aber berühren würde ich ihn nicht, er guckt böse. Auch ein sehr zutrauliches Deer, ich kann mich ihm bis auf sechs Meter nähern, um es zu fotografieren, dabei stehe ich fast auf eine Schlange, die reagiert ziemlich genervt. Andy und ich sind ganz in unserem Element, ständig sehen wir etwas Interessantes, das kostet Zeit, in der wir laufen sollten. Markus und Patrizia müssen ständig warten, sie sind halt wesentlich schneller und zielstrebiger als wir drei. Wir finden, die kanadische Grenze läuft ja nicht weg, hingegen weisst du nie, ob du wieder solche Momente hast.
Mittagspause machen wir bei der Passstrasse, Tioga Pass Hwy 20 , die ist jetzt zwischenzeitlich für Autos geöffnet, morgens und nachmittags je zwei Stunden. Der heutige Nachmittag ist einfach der absolute Hammer, wir wandern dem Tuolumne River entlang, dann stürzt er als unglaublicher Wasserfall in die Schlucht hinunter, ungeheuere Wassermengen schiessen ins untere Becken. Andy setzt sich gleich mal hin, er ist hin und weg vom Anblick. Unten geht’s zweimal über Brücken über den Fluss, dort machen wir eine kleine Pause. Sehr speziell sind auch die Berge vom Yosemite National Park, die sehen einfach aus wie gigantische Steine, teilweise ganz glatt und glänzend. Das Wetter ist etwas wolkig mit einem leichten frischen Wind, immer noch nicht sommerlich.
Am Abend laufen wir noch ein Stück wieder aus der Schlucht heraus zu einem Zeltplatz.
Marcus ist ganz relaxed was das Aufhängen des Essens betrifft, wir machen es einfach. Wenn du dir vorstellst, wie lange du suchen musst, wenn ein Bär deinen Kanister bearbeitet oder der Kanister irgendwo hinunter fällt – also aufhängen geht schneller.
Schluss bei km 1530, bei Meile 951, wir sind 30 Kilometer oder 19 Meilen gelaufen. Erstaunlich, mit doch grossen Pausen und ohne Stress haben wir heute eine grosse Strecke zurückgelegt. Verstehe gar nicht, wie wir das gemacht haben.