Um halb sechs gehen wir los bei klarem Himmel, es ist kalt. Zuerst geht’s durch ein Tal, es hat überall Wasser, das Gras ist gefroren. Markus und Patrizia sind schneller, wir laufen mit Moni hinten. Es kommt ziemlich Schnee im Wald, Markus geht vorne weg, wahrscheinlich, um nach der nächsten Flussüberquerung Ausschau zu halten. Wir anderen steigen im Schnee den Wald hinab, unglaublich diese Schneemenge, es ist ja Sommer.
Der erste anspruchsvolle Fluss ist der McCabe Creek. Markus hat eine Stelle gefunden, die zum queren gehen sollte. Ich gehe noch den Fluss hinauf und Andy hinunter, aber wir finden nichts besseres. Also versucht es Markus, er kommt ohne Probleme rüber. Moni ist es gar nicht wohl beim Gedanken, dass nach dieser Querung noch weitere folgen, heute und in den nächsten Tagen. Patrizia sagt uns, dass sie mit Moni zurückgeht, sie verlassen uns.
Andy schaut mich an und mir ist klar, wenn ich mit ihm rübergehe, wird mir nichts passieren. Umkehren können wir immer noch, das Essen würde jedenfalls reichen, und dazwischen vom Weg rauszugehen, wäre ja auch eine Option. Diese Flussüberquerung macht mir Angst, ich halte mich mit einer Hand an Andys Rucksack fest bis wir auf der anderen Seite des Flusses sind. Heute schaffen wir die drei Flüsse ohne grössere Mühe, wir finden zum Glück immer gute Stellen. Bloss Markus fällt fast in den total harmlosen Matterhorn Creek, ein «Pippikram», wie er immer sagt, es ist sehr amüsant mit ihm.
Wir laufen jetzt zu viert: Al ist ein Amerikaner, der uns gefragt hat, ob er die Strecke mit uns laufen dürfe, hikt jetzt mit uns. Er ist sehr froh, mit uns zu laufen wegen dem vielen Schnee und den Flussquerungen. Einmal, als es steil nach unten geht, rutsche ich aus und lege eine rasante, nur teilweise kontrollierte Rutschpartie hin mit Bremsung im kleinen Bach. Unten stehe ich schnell auf, bloss nichts anmerken lassen, sage, das war so gewollt, aber werde trotzdem ausgelacht.
Der Nachmittag ist wieder sehr streng, zum Benson Pass hoch ist alles im weichen Schnee. Andy stapft wie üblich einfach hoch, wir laufen hinter ihm. Wir sind schon über 20 Kilometer gelaufen und haben drei Flüsse gequert, jetzt will Markus noch den Pass machen und danach den noch hinunter. Andy ist damit einverstanden. Ich verstehe die Welt nicht mehr, ist das Gegenteil, was wir abgemacht haben. Wir haben doch abgemacht, dass wir die Strecken verkürzen, wenn es Schnee hat. Andy spürt auch seinen Fuss immer noch und morgen früh ist der Schnee gefroren und sicherer zum laufen. Ich rede Klartext mit Markus, sage ihm, dass ich jetzt hier zelten will und nicht zuschauen möchte wie Andy nochmals den Fuss überbeansprucht. Das versteht Markus sofort und wir vereinbaren, dass wir noch die nächsten Tage zusammen bis zum Pass laufen. Danach wird Markus bis nach Kanada sprinten, mit seinen gewaltigen Waden (er hat wirklich viel Kraft in den Beinen). Das ist zwar schade, denn wir mögen ihn und seine aufgestellte, unkomplizierte Art wirklich sehr. Er ist toll, doch wir haben unterschiedliche Interessen, er möchte möglichst schnell vorwärts und wir wollen noch manches neben dem Weg entdecken, darum ist es ok, dass wir uns nach der High Sierra trennen. Das mit den anderen Zweien war halt ein Entschluss, der zur Trennung führte, war etwas unerwartet und auch sehr schade, es war sehr unterhaltsam mit euch. Moni, du und dein Känguru (Marc-Uwe Kling) fehlen mir jetzt schon.
Schluss bei km 1553 (Meile 966), gelaufen sind wir 23,5 km oder 15 Meilen.