PS: Äxgüsi, gestern habe ich etwas unklar geschrieben. Moni und Patrizia haben uns, also den PCT, wegen den vielen Flussquerungen verlassen.
Um fünf Uhr ziehen wir los zum Benson Pass, steigen im gefrorenen Schnee hoch, teilweise über Sun cap. Es ist sehr steil, nach 15 Minuten haben wir schon richtig Betriebstemperatur erreicht, einfach Jacke ausziehen und weiter. Nach einer Stunde stehen wir auf dem Pass, das ist super easy gegangen. Alle sind glücklich, ich sage zu ihnen: «So, jetzt sagt mal ‚Danke Rosa‘, gestern wäre das im nassen, weichen Schnee ein extrem mühsamer Aufstieg gewesen.» Brav wie sie sind, bedanken sie sich und wir machen ein Pass-Selfie.
Danach kommt der recht steile Abstieg ins Tal. Unsere erste Flussquerung über den Piute Creek ist keine grosse Sache. Dann steht der nächste Pass, der Seaver an, es geht wieder gerade hinauf im Schnee. «All in», unser amerikanischer Mithiker versteht die Welt nicht mehr, er kennt sich mit Schnee nicht aus, was wir hier machen, ist nicht ohne für ihn. Dazwischen machen wir Frühstück mit sensationeller Aussicht ins Tal. Wenn All-in wüsste was kommt!
Nach der Pause geht es steil hinunter, da ist es ihm nicht mehr ganz geheuer, er hat aber keine bessere Wegfindung. Es kommt noch verrückter: beim Fluss Kerrick Creek verläuft der Weg oberhalb im Hang, leider unter einer dicken Schicht Schnee, hier müssen wir immer gut aufpassen, dass wir nicht abrutschen, alle sind sehr konzentriert, der tosende Fluss unten motiviert uns genug. Markus läuft hinter All-in und ich vor ihm, irgendwann fragt er mich: «Is this safe?» (Ist das sicher?), ich sage: «Not really but an experience», nein, nicht wirklich, aber ein Erlebnis. Er verliert ein wenig die Fassung, das bekommt dann Markus ab, der es mit seiner einfühlsamen Art auch nicht verbessert. Nachher müssen wir den Fluss queren, wir suchen lange, aber überall ist die Strömung zu stark. Zum Glück finden wir ein Baumstamm, auch hier darf nichts passieren, denn darunter ist die Strömung stark. Für Andy ist der Gang über den Baumstamm ein Kinderspiel, Markus und ich müssen all unseren Mut zusammennehmen. Ich schnaufe ein paar Mal tief durch und gehe konzentriert hinüber. Marcus ist auch sehr bei der Sache und jubelt, als er drüben ist. All-in ist ganz cool, er hat alles im Griff.
Alle gehen dann voll motiviert den nächsten Pass hoch. Ohne Schnee ist das Wandern einfach genial, wir sind schnell oben. Hinunter hat’s natürlich wieder mit Schnee. Andy ist begeistert, ein Wald mit riesigen Fichten (sind evtl. Sequoias). Markus und ich umarmen eine, mit unseren Stöcken als Verlängerung schaffen wir’s grad. All-in lacht uns aus: «Verrückte Schweizer, kommen nach California um Bäume zu umarmen.»
In diesem Tal – hier wäre eigentlich nur ein Bach – müssten wir durch einen etwa 10 Meter breiten und tiefen Stream schwimmen, aber darauf hat jetzt niemand Lust, so machen wir Feierabend. Ich stelle das Zelt extra zwischen die riesigen Tannen für Andy (er ist total fasziniert von diesen Giganten), derweilen steigt Andy in den Bach um sich zu waschen – er ist einfach ein bisschen crazy. All-in ist ziemlich fertig mit den Nerven, möchte wissen, was er von den drei Schweizern denkt.
Schluss bei km 1576,8 (Meile 981), heute sind wir 24 km (15 Meilen) gelaufen.