Um 6 Uhr brechen wir auf. Der Wasserstand ist tatsächlich etwa 15 cm tiefer, ein Baumstamm, der gestern noch unter dem Wasser war, ist jetzt unsere Brücke.
Gleich danach kommt der nächste Arm von diesem Gewässer. Markus steigt rein und quert ihn. Aber mir ist die Strömung zu stark, wenn Markus bis über die Hüfte im Wasser steckt, muss ich wahrscheinlich schwimmen. Andy entdeckt einen Baumstamm, der aber leider hoch über dem Wasser ist. Scheint für All-in kein Problem zu sein, er geht vor. Für mich sieht der Stamm ziemlich verrottet aus, Andy stochert mit seinen Stock und bricht dabei ganze Stücke raus. All-in sitzt drauf über dem Wasser und fragt: «Hält er?», Andy: «Mehr oder weniger». Wir sollten schon ein wenig schonungsvoller mit unserem Mithiker sein. All-in überquert sitzend, Andy läuft rüber, kommt zurück und nimmt meinen Rucksack. Ich mach’s wie All-in.
Wir gehen gleich weiter den Hang hinauf, ist ohne Schnee. Markus hat einen super Platz gefunden, um sich zu trocknen, dort machen wir Pause. Danach über den Pass, wieder im Schnee. Hinunter im Wald steigt Andy ziemlich vor uns, wir drei reden ihm zu viel beim Laufen. Plötzlich kommt er zurück, mir ist gleich klar wieso. Ich frage leise: «Ein Bär?» Er nickt und schon sehen wir ihn: ein ausgewachsener Bär kommt etwa 20 Meter vor uns schräg den Hang hinauf. Dieses Erlebnis ist unbeschreiblich schön, diese Kraft, mit der er sich in aller Ruhe den Hang hochschiebt. Andy ruft was, dass der Bär uns sieht, er guckt und dreht ab. Markus wagt sich etwas vor und schiesst dieses sensationelle Bild. Wir sind alle begeistert, so ein Erlebnis am zweitletzten Tag in der High Sierra.
Weiter geht’s ins Tal hinunter, da kommt wieder ein Fluss, der Tilden Canyon Creek, zum Queren. Er ist etwa 15 Meter breit und tief. Andy steigt rein und durchquert ihn ohne Mühe. Wir anderen gehen nach, die einen mit Gejammer, das Wasser ist eiskalt.
Am Nachmittag wandern wir alles im Schnee am Tilden Canyon Creek entlang zum Dorothy Lake Pass. Überall läuft Schmelzwasser den Hang hinunter, den ganzen Tag haben wir nasse Füsse. Bei einer Pause erholen wir uns, Andy macht ein Nickerchen. All-in dauert dies zu lange, er läuft mal vor. Als wir drei so anderthalb Stunden unterwegs sind, entdecken wir unseren Mithiker auf einer Steinplatte, er macht Feierabend, es sei ihm zu streng, er will in der Nacht weitergehen. Wir gehen weiter, uns ist es diesmal zu früh um Feierabend zu machen. Andy läuft voraus und sucht immer einen guten Weg durch das Labyrinth von Bäumen und Schneehügeln. Markus gibt von hinten die Richtung an und ich schaue, wo es Spuren von anderen Hiker gibt.
Auf diese Weise sind wir etwa um 18 Uhr zwei Kilometer unter dem Pass. Da gibt es sogar einen Zeltplatz ohne Schnee. Wir kochen noch was und reden eine Weile, ist einfach ein netter, entspannter Abend.
Schluss bei km 1602,5 (Meile 997), gelaufen sind wir 25,5 km oder 21 Meilen.