Den Wecker stellen wir ab und bleiben liegen, es ist uns zu frisch draussen. Irgendwann stehen wir dann doch auf und ziehen alles an, sogar die Regenhosen. Als der Rest verstaut ist, wandern wir los, zuerst auf Schnee im Wald. Es ist in ständiges Auf und Ab, wie Wellen und den Weg vorwärts machen wir mehr nach Gefühl. Dann geht’s in ein Tal und von dort Richtung Carson Pass hoch, jetzt zeigt sich die Sonne und es gibt blühende Hänge, nur noch einige Schneefelder überqueren, wir bleiben immer wieder stehen, um rumzualbern.
Auf dem Pass oben sieht man auf den Apels Lake See, mit diesem herrlichen Ausblick machen wir Pause, das ist schön. Nachher geht’s leicht hinab zum Pass, da kommen uns vereinzelt Tageswanderer entgegen. Bei der Passtrasse hat es ein Visitor Center und viele Hiker, auch «Sherpa» sitzt dort. Sherpa ist ein netter Kerl, aber einfach sehr überzeugt von sich. Mich erstaunt immer wieder, wie einige Hiker angeben, mit dem was sie machen, aber viele Leute sind fasziniert vom PCT und den Hikern.
Eine Angestellte des Visitor Centers zeigt uns eine Box mit allerlei zum Essen und Trinken darin. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen, wir essen beide was reingeht, blieben sicher eine Stunde dort. Wir gehen weiter über einen Parkplatz und laufen auf einen PCT-Marker zu. Eine Frau macht ein Bild von uns und dem Schild, dafür gibt sie uns ein eisgekühltes Bier, auch das geniessen wir.
Am Nachmittag wandern wir zuerst in einem Tal und dann zum See Showers Lake hoch, hier kommt wieder Schnee, wir machen beim See zuerst eine Pause. Als wir losgehen kommt Sherpa. Super, denken wir uns, er wird uns durch das Wirrwarr von Bäumen eine Spur legen. Weit gefehlt, er hängt an meinen Fersen und textet mich voll, er ist wirklich ein richtiger Maulheld. Andy gefällt es, er kann vorne laufen und ich bin hinten beschäftigt. Es nützt nichts, dass ich versuche, ihn mit ins Gespräch einzubeziehen, Andys Antworten sind: ja, nein oder etwas Gebrummtes. Den ganzen Nachmittag stolpert und rennt Sherpa hinter mir her, einmal fällt er fast hin, fängt sich im letzten Moment auf und rennt dabei den Hang hinunter. Dann sagt er, er habe ein Talent nicht hinzufallen, seinen Körper zu beherrschen. Einen Augenblick später rutscht Andy auf den Füssen den Hang hinunter (wie skifahren, nur ohne Ski) und landet zügig auf seinem Hosenboden. Ich sage: «Dafür musst du auch ein Talent haben» und lach mich schief, Andy dann auch.
Es geht am Schluss noch sehr steil hinab, teilweise können wir über Steine runtersteigen, um sieben sind wir bei einem Zeltplatz. Sherpa möchte noch mit uns ins Dorf, aber das werden wir Zwei morgen früh machen. Andy hat schon geschaut, dass es ein Platz ist, wo nur ein Zelt gestellt werden kann, weil noch länger dieses Grossmaul wäre uns zu viel. Sherpa will noch weiter, also heißt es «See you on the Trail», irgendwann.
Schluss bei km 1750 (Meile 1087), gelaufen sind wir 34 km, also 21 Meilen.