Der Sonntagnachmittag war nochmals anstrengend, erst mal ein Anstieg, danach liefen wir über eine Hochebene auf Forststrassen. Gegen Abend zogen Wolken auf und wir liefen möglichst schnell aus dem Wald, der wieder voll herumliegender geschwächter Bäumen war. Im Wald zu Zelten war unmöglich, da lagen Stämme kreuz und quer und der Wind war uns auch zu heftig.
Wir zelteten dann ausserhalb des Waldes auf einer Wiese, es regnete und stürmte bis in die Nacht.

Die nächsten zwei Tage wanderten wir auf Schotterstrassen und ein kleines Stück entlang dem Hwy 70 auf Asphalt, meistens flach, super für uns.
Diese Gegend nennen die Leute die rote Wüste (Great Divide Basin) und ist sehr trocken. Am zweiten Tag hatten wir an zwei Stellen noch Wasser gefunden, für eine Strecke von 60 km. Die erste Wasserstelle war ein kleines Bächlein gleich neben dem Hwy 70 und die zweite eine Quelle.

Am dritten Tag war’s grässlich: Die erste Wasserstelle war bei einer Brücke, fast stehendes Wasser. Wir kochten das Wasser und filterten es und mit viel Swissmilk ging’s. Flusskrebse hätten wir gleich aus dem Bächlein nehmen können, machten wir aber nicht.

Die Gegend war sehr trocken, heiss und still. Wir sahen einige Antilopen, Deers, Hirsche und am in der Nacht und am frühen Morgen hörten wir Kojoten, ansonsten war es absolute Stille. Im Tal (Red Rim) hatte es auch Kühe, aber nicht so viele. Das nächste Wasser kam dann in 16 km, ein Wasserloch für Kühe.

Wir brauchten doch ziemlich Überwindung, um je einen halben Liter zu trinken. Das war aber nötig, denn wir schwitzen bei diesen Temperaturen doch sehr. Wir hofften dann auf das nächste Wasserloch, dass in neun Kilometer kommen sollte.

Also liefen wir weiter, es wurde immer mehr Wüstenrot fast wie in Australien. Die Piste schlängelte sich in Bögen auf und ab bis zum Horizont, tolle karge Landschaft, sehr beeindruckend. Gegen vier am Nachmittag brauste das zweite Auto an an diesem Tag und ich winkte. Die Lenkerin hielt an und ich fragte sie nach Wasser, doch sie hatte keines dabei. Es war ihr gar nicht recht. Ich sagte: „Macht nichts!“, wir würden beim nächsten Wasserloch nehmen. Sie fuhr davon wie eine Wilde.
Wir wanderten weiter und ich sagte zu Andy: „Jede Wette, sie kommt zurück und bringt uns Wasser“, er lacht nur, doch ich war mir sicher. Als wir bei der Wasserstelle ankamen, reichte uns nur der Gedanke ans Trinken, dass uns übel wurde. Am Horizont sahen wir eine Staubwolke in unsere Richtung kommen. Andy staunte nicht schlecht, wer da angerauscht kam, unser Engel Sue!
Ich lachte nur, war mich ja sicher gewesen, dass sie zurück käme. Sie fragte uns, ob wir bei ihnen in einer Cabin übernachten wollten, sie hätte eine warme Dusche und ein warmes Essen und könnte uns morgen hierher zurückbringen. Oder ob wir einfach Wasser und ein Soda möchten und weitergehen möchten. Ich hätte sie am liebsten gleich in die Arme genommen, dieses Angebot kam genau im richtigen Moment.


Wir verbrachten mit ihr und ihrem Mann einen sehr netten Abend. Einfach sehr toll, solche Begegnungen, die zwei haben ein richtig schönes Plätzchen im Nirgendwo.


Einen typisch amerikanischer Riesen-Camper, zwei Pick-ups, natürlich auch riesig, und sonst noch vieles mit Motoren. Und die Cabins waren sehr toll. Zum Znacht gab es ein leckeres Gulasch mit Wein, vorher noch Apéro mit Käse, Chips, Äpfel und Soda… unglaublich nette liebenswerte Menschen.

Am nächsten Morgen machten die zwei uns noch Frühstück und fuhren uns danach zurück zum Trail. Zum Abschied eine Umarmung, es schmerzt immer ein wenig solche Abschiede. Aber wer weiss, vielleicht kommen sie mal in die Schweiz. Wir haben ja auch Platz und dann werden wir sie bekochen und fahren. Nur wir haben ein kleines Auto, ein Ford Ka.
Wir zogen los, wollten eigentlich den CDT laufen bis Rawlins, aber der Weg verlor sich im Busch. So ging’s zum Hwy 71 und wir liefen wiedermal Asphalt, was für meinen Fuss nicht gut war. Irgendwann nahm uns eine Frau mit bis in die Stadt und ich war so froh. Der Fuss hatte sich in den letzten Tagen so gut angefühlt. Beim Gehen musste ich keine Schmerzmittel mehr nehmen.

In der Stadt hatten wir schon bald Routine: Essen, Motel suchen, Laundry, Essen besorgen, essen gehen. Macht aber immer noch Spass dieses Hiker-Leben, super Sache!



