CDT 17, 13 – 17. Juni, Pause in Buena Vista

Diese fünf Tage waren sehr anstrengend für mich, denn Andy nervte sehr. Er stand jeden Morgen um sechs-halb sieben auf um Kaffee zu trinken und den Tag durch wurde’s ihm dann langweilig. Ich hingegen nahm es eher gemütlich, ich konnte ja sowieso nicht viel laufen.

Ich wusste es schon, dass es nicht einfach wird, zu warten bis der Fuss abgeheilt ist. Bei Andy muss immer etwas laufen, Abwarten ist jetzt nicht seine Stärke. Sobald der Fuss wieder halbwegs funktionierte wie er sollte, fing ich an ihn vorsichtig zu belasten. Dienstag gingen wir mit Autostop nach Buena Vista, doch mein Fuss schmerzte ziemlich beim Laufen im Dorf. Ich telefonierte noch einer Bekannten in die Schweiz, die Ärztin ist, und von ihr bekamen wir noch nützliche Tipps.

Ersten Gehversuche
Locher vom Hocker

Am ersten Tag als wir liefen war’s lustig: Einmal hielten gleich zwei Autos aufs Mal an, um uns zu fahren. Mittwoch bis Freitag liefen wir immer etwa 15 km pro Tag, ohne Medikamente und der Fuss war bis Freitag schmerzfrei beim Laufen.

In der Stadt gingen wir in die Laundry zum Duschen, denn auf dem Zeltplatz hatte es nur WCs, dafür war er gratis. Zwei Wochen Motel hier wäre etwas ins Geld gegangen.

Arkansas River

Am Freitag waren wir ziemlich niedergeschlagen, da auf dem CDT ein junger Hiker ums Leben gekommen ist. Wir kannten ihn schon vom PCT aus dem Jahr 2019 und haben wir ihn auch hier wieder getroffen. So ein Hiker, der immer etwas fand, an dem er Freude hatte, sei es eine Höhle, in der er übernachtete, oder eine kleine Schlange im Wasser.

In der Gila Schlucht hatte ich ein Foto von ihm gemacht. Er legte sich am Morgen früh in eine kleine Badewanne bei einer heissen Quelle. Wir machten Frühstückspause und er genoss das Bad.

Alex Cahoy als Cutie

Wir werden diese Begegnung mit ihm vermissen. Wir waren sicher, dass wir ihn immer wieder mal sehen würden auf dem Trail. Wir werden ihn in guter Erinnerung behalten.

Es kann immer etwas passieren, ist einfach schlimm, wenn ein so junger Mensch aus dem Leben gerissen wird. Es ist wichtig, dass man macht, was einem Freude macht und das Leben geniesst. Es sah wirklich so aus, als würde er das Hinken geniessen.

Andy beim Barber

Wir werden am Sonntag zurück gehen auf den Trail und mal schauen, wie es bei mir geht zum längere Strecken zu laufen.

Wetterbedingt werden wir erst Sonntagnachmittag zum Trail zurück in die Berge gehen. Denn auf Samstag sind starke Regenfälle und Gewitter angesagt. Die Leute hier freuen sich, Regen hier wäre sehr gut, Blitzeinschläge dagegen sehr schlecht (wegen Brandgefahr).

Licht am Ende des Tunnels

Wenn der Fuss aber wieder anschwillt, werden wir bei der nächsten Möglichkeit den Trail verlassen und zurück gehen in die Schweiz.

Wenn der Fuss stabil bleibt, werden wir den Trail weiterhin geniessen und hoffentlich in Kanada ankommen.

CDT 16, 5 – 12. Juni, Campingplatz Buona Vista

Diese acht Tage war ich verletzt auf dem Zeltplatz geblieben, es hatte immer nette Leute hier. Dan war mit seiner Frau Sarah hier zum Klettern. Er ging mit Andy zum Einkaufen in die Stadt. Für mich war es etwas langweilig, denn der Fuss wollte die ersten fünf Tage nicht abschwellen.

Sarah und Dan

Obwohl wir Medikamente bekommen haben, die stark gegen Entzündung sind. Erst am sechsten Tag war der Fuss abgeschwollen.

Der kleine Zehen blieb noch zwei Tage angeschwollen und schmerzhaft beim Gehen.

Arkansas River

Zum Glück war er nicht verfärbt, also blau oder grün. Wir waren ziemlich sicher, dass nichts gebrochen oder angerissen war.

Also warteten wir einfach, ich beim Zelt, mit Fuss hochlagern und kühlen, sehr langweilig. Ich wollte ja so schnell als möglich wieder auf den Weg zum Wandern. Andy war schwer davon zu überzeugen, dass er sicherlich nicht bei mir bleiben muss. Erst als er sicher war, dass ich nicht im Sinn hatte zu Laufen, entspannte er sich und zog los, die Gegend zu erkunden.

Er fand meistens eine Mitfahrgelegenheit oder ansonsten lief er einfach, er hatte ja sonst nichts zu erledigen. Oft brachte Andy auch etwas mit vom Dorf oder organisierte eine Pizza.

Buona Vista in Colorado

Ich kochte mir meistens etwas, so ging die Zeit auch vorbei. Ich trank viel Kaffee und schaute aus dem Zelt. Unglaublich, alles was Motoren hat, ist hier vorhanden. Hier am Felsen wird auch geklettert, da schaue ich gerne zu und überlege selbst, wo er jetzt den nächsten Griff macht. Oder wie sie die Übergänge lösen, ist echt spannend, manchmal habe ich recht und manchmal bin ich überrascht über die Lösung.

Midland Tunnels

Also auf einem belebten Zeltplatz eine Verletzung auszusitzen ist so eine gute Idee. Ich habe sicherlich wieder zugenommen, die Leute hier sind so nett. Ich humpelte ziemlich, das nur wegen einem kleinen Zeh, dafür bekam ich Eis zum Kühlen, Kuchen, Pizza etc. und Pillen fürs Abschwellen des Fusses, genial. Häl, ein Zeltnachbar, brachte uns einmal Karottenkuchen, gleich vier Stück mit Zuckerguss, so lecker. Seine Frau hatte ihn gemacht, wir genossen ein Stück zum Znacht und eins zum Frühstück, super fein.

Häl der Rettungssanitäter

An einem Abend war Andy mit dem Handy etwas googlen gegangen und ich blieb im Zelt am Fuss kühlen. Da ruft Häl von draussen „Rosi!“ und brachte mir ein leckeres Nachtessen: Spaghetti mit Oliven, Tomaten, Zucchini, Pilzen, Fleischkügelchen und dazu Brot mit Butter. So ziemlich das Beste, was ich in den Staaten gegessen habe. Ich musste mich beherrschen, dass ich nicht die ganze Portion verdrückte. Ja, ich habe wirklich die Hälfte für Andy aufbewahrt, bin etwas stolz auf mich.

Häl hatte als Rettungssanitäter gearbeitet, er schaute sich meinen geschwollenen Fuss regelmässig an. Ich machte ziemlich brav, was er sagte und der Fuss beruhigte sich langsam aber stetig, die Schmerzen gingen ebenfalls zurück.

Mein linker Wanderschuh ist gebrochen, die Sohle knickt genau beim Gelenk des kleinen Zehen durch. Deshalb gibt’s jedes Mal einen Knick im Schuh und es drückt aufs Gelenk, kein Wunder, dass der Fuss so angeschwollen war.

Aufgeschnittener Schuh

Auch Don, der Zeltplatz-Host, ist ein so lieber Kerl. Er erzählte den Leuten von unserem Problem, so dass ich immer wieder mit Leuten ins Gespräch komme und mehr als genügend Pillen erhalte, es reicht für die nächste Zeit. (Ich werde die Pillen in die nächste Hiker-Box deponieren.)

Am Sonntagmorgen gingen wir in die Stadt Bueno Vista zum Schuhe kaufen. Häl fuhr uns hin und wieder zurück. Er half mir beim Auswählen der Schuhe und den Einlagesohlen. Die neuen Schuhe sind weit bei den Zehen und extrem weiches Material. Häl ist richtig happy und ich erst, mit diesen Schuhen laufe ich schmerzfrei.

Buona Vista

Mal schauen, ob es auch für längere Strecken geht. Am Montag werde ich zuerst den Campingplatz erkunden, ins Dorf laufen oder an den Fluss gehen. Häl hatte noch ein letztes Mal Eis gebracht, bevor er zurück ging nach Hause.

Manchmal denken wir ist schon, so lässig wie die Leute miteinander umgehen. Diese Hilfsbereitschaft von wildfremden Menschen ist der absolute Wahnsinn. Als wir das letzte Mal zurück aus den Staaten wieder zuhause waren, ging ich mal zu Fuss einkaufen. Wir wohnen ziemlich abgelgen und das Wetter war richtig schlecht. Ich dachte mir, irgendjemand wird mich schon ein Stück mitnehmen. Fehlanzeige! Sogar Leute, die mich kannten, fuhren vorbei. Wahrscheinlich dachten sie, dass ich laufen will.

CDT 15, 2. – 4. Juni, Monarchpass – Buona Vista

Am Donnerstagmorgen gingen wir zum Hwy 50, der zum Monarchpass hoch geht. Wir stellten uns an einen guten Platz, um Autostop zu machen. Keine fünf Minuten standen wir dort und es kam eine junge Frau vom Parkplatz mit dem Auto und fragte, wohin wir wollten. Sie fuhr uns den ganzen Weg rauf, so waren wir schon um neun Uhr wieder auf dem Monarchpass.

Hier tranken wir noch einen Kaffee und unterhielten uns mit zwei anderen Hiker. Sie waren ganz aufgeregt, weil ihnen ein anderer Hiker gesagt hat, dass man die nächste Strecke nicht hiken kann wegen des vielen Schnees.

Wir sagten ihnen, wir werden es versuchen und sonst könnten wir immer noch irgendwo absteigen auf eine Forststrasse. Tatsache ist, das es ein tiefes Schneejahr ist, der Neuschnee war auch nicht grad viel. Das was uns mehr stört ist das Auf und Ab mit den Temperaturen und dieser Wind, teilweise sehr kalt.

Dieses Wetter hier in Colorado können wir überhaupt nicht deuten, so nehmen wir’s einfach gelassen hin. An einem Tag kannst du problemlos alle vier Jahreszeiten haben, gerne auch mehrere Male.

Vom Monachpass (3442 m) stiegen wir weiter auf, durchs Skigebiet von San Isabel bis zum Tincup Pass auf etwa 3700 m.ü.M.

Wir sahen nur vereinzelt Spuren von Hikern im Schnee. Schade, wir suchen nicht so gerne den Weg. Der war leider meistens unter dem Schnee, im Wald an den Nordhängen war dies sehr Kräfte zehrend.

Die zwei Tage liefen wir meistens mit nassen Füssen von dem vielen Eintauchen im Schnee. Die Nordhänge waren wirklich sehr nervig, wir mussten teilweise steil runtersteigen, im Wald war der Schnee gefroren oder auch nicht und dort sackten wir sogar hüfttief ein.

Am Freitag waren wir schon um 10 Uhr bei der Abzweigung und hier gibt’s die rote Linie (Route) oder die alternative violette Linie. Leider war das Wetter nicht gut und wir entschieden uns auf der tiefer liegenden, violetten Route zu bleiben. Auf der höheren Route (meistens auf 3800 m) war uns das Wetter zu unsicher. Wir dachten, oberhalb der Baumgrenze haben wir keinen Schutz, wenn es schlecht kommt mit dem Wetter.

Schade war’s doch, die violette Route bietet nicht so viele Aussichten. Es kamen zwei Pässe, der Tincup Pass (3706 müM), und einen zweiten, da wissen wir nicht wie er hiess mit 3648 m.ü.M. Kurz vor diesem Pass haben wir die zweite Nacht übernachtet.

Wir machten schon um 18 Uhr Schluss mit Laufen, denn bei meinem rechten Fuss ist der kleine Zeh beim Gelenk stark angeschwollen. Ich vermute, dass ich beim Einsacken in den Schnee den Fuss angestossen habe.

Der Zeltplatz liegt mitten im Wald in einer kleinen Lichtung und wir sassen so schön noch zwei Stunden in der Sonne. Das Wetter hatte sich beruhigt, wahrscheinlich wäre es oben wohl nicht so schlimm gewesen.

Mit Schmerzmittel konnte ich schlafen, aber mein Fuss sah leider am Morgen nicht gut aus. Wir machten uns auf den Weg zum Pass hoch, es ging so einigermassen zum Laufen, machten aber immer wieder Pausen. Oben war’s sehr schön, blauer Himmel und wir erblickten unten einen grossen See mitten im Tal, eine riesige Fläche, wunderschön und nur vereinzelt Häuser. Auch an diesem Tag ging unser Abstieg im Schnee. Wir sahen riesige Pfotenabdrücke von einem Bären. Danach noch einen Elch, der sich schnell aus dem Staub machte.

Eine Stunde später, wir sassen am Boden und machten unsere letzte Pause vor der Passtrasse, schlich ein Mann durch Gestrüpp. Er war in voller Montur zum Jagen unterwegs und kam zu uns aus dem Dickicht. Wir redeten ziemlich lange mit Nathan übers Jagen, er war sichtlich erfreut, dass er nicht alleine war hier.

Wir genossen es auch, denn wir sehen auf dem CDT fast keine Leute und er war echt spannend. Im Beruf arbeitet er auf Computer, beziehungsweise in einer Firma, die von grossen Unternehmen ihre alten Computer aufkauft, diese revidiert und wieder auf den Markt bringt. In der Freizeit streift er durch die Wälder und erlegt was ihm in die Quere kommt. Normalerweise hätte er jetzt etwas Blutiges auf seinem Rucksack, das er zu seinem Truck mitnimmt.

Ich frage ihn, ob es denn erlaubt sei um diese Jahreszeit zu jagen. Er brachte ein super Argument: er jage nicht, sondern schütze sich selbst. Darum sei er auch früh morgens unterwegs, morgens und abends sind die Tiere ja auch besser zu sehen. Den Tag durch gehe er fischen, wir mussten lachen. Nathan ging vor uns los Richtung Parkplatz und wartete auf uns. Das letzte Stück war ich nicht wirklich schnell unterwegs gewesen und wir konnten mit ihm über den Cottonwood-Pass (3696 m.ü.M.) nach Buona Vista mitfahren. Nathan zeigte uns sein Camp etwas ausserhalb des Dorfes und wir blieben gleich dort, wir bekamen noch Wasser von ihm. Danach zog er los zum Fischen und wir stellten unser Zelt auf.

Eigentlich wollten wir sowieso 4 oder 5 Tage Pause machen vom Trail, aber so mussten wir nicht in das Dorf. Ich kann sowieso nicht gross laufen, es reicht uns das Zelt. Auch hatten wir kein freies Zimmer gefunden, das halbwegs erschwinglich gewesen wäre im Preis.

Um acht Uhr kam Nathan zurück vom Fischen und fuhr mit Andy ins Dorf zum Einkaufen für die nächsten zwei Tage für uns. Den Abend verbrachten wir mit ihm. Er erzählte vom Jagen und Schiessen. Dass er verrückt werden würde ohne dieses Outdoorleben am Wochenende. Wir verstehen, was er meint, uns zieht es ja auch weg aus dem normalen Leben, jeder braucht seine Insel im Leben.

Ich muss gestehen, dass ich nach diesem Abend etwas besser verstehen kann, was die Faszination am Schiessen ist. Obwohl ich nie eine Schusswaffe möchte, nein, es würde viel Leid nicht geben ohne Waffen. Er erzählte es uns so: „Da ist das Tier, da bin ich, und ich muss es ohne zu verängstigen mit einem sauberen Schuss erlegen. Manchmal dauert es Tage bis ich etwas erlegen kann.“ Nathan geht jedes Wochenende schiessen, er trainiert das seit Jahren mit anderen Gleichgesinnten. Das gehört einfach zu ihm, das erkennt man rein daran, wo er sitzt oder steht, die Waffe ist bei ihm.

Er ist ein super lieber Mensch, hilfsbereit und auch ein wenig crazy. Am Montagmorgen wird er zurückgehen in sein Job und wir bleiben hoffentlich noch auf unserer Insel in dieser verrückten Zeit.

CDT 14, 30. und 31. Mai, Razor Creek – Monarchpass

Die nächsten eineinhalb Tage, die Nacht auf den 30. Mai waren extrem kalt. Unser Zelt war am Morgen mit Eis und Schnee bedeckt. Wir brauchten etwas mehr Zeit bis wir loslaufen konnten, zuerst mussten wir das Zelt mit einem Tuch abrubbeln, denn die Eistropfen klebten hartnäckig am Aussenzelt fest.

Wir konnten am Tage unser Material an der Sonne trocknen, das war super und so waren wir recht entspannt. Mit nassem Zelt und Schlafsack wäre es natürlich viel unangenehmer gewesen. In den Nächten hatten wir alles angezogen, was wir dabei hatten, so konnten wir gut schlafen. Aber nachts Aufstehen oder aufs WC gehen, brauchte schon Überwindung.

Die Strecke war einfach nur Wandervergnügen pur. Traumhafte Bergwelt, mit dem wenigen Neuschnee sahen die Berge sehr schön aus.

Blumen auf 3500 müM

Dazu kam für mich, dass ich diese eineinhalb Tage massiv weniger Gewicht hatte im Rucksack. Meistens nimmt mir Andy die letzten zwei Tage von einem Streckenabschnitt Gewicht ab, weil das Essen ja weniger wird.

Ich hike wirklich mit dem liebsten Hikerpartner. Wenn ich irgendwo nicht raufkomme, zieht er mich einfach rauf.

Auf ca 3600 müM

Oder wenn ich wiedermal denn Weg verliere, wartet er, beziehungsweise er ist meistens in der Nähe, um zu verhindern, dass ich zu stark vom Weg abweiche. Das zweite Mal liefen bis 20 Uhr und machten noch ziemlich Kilometer. Wir übernachteten auf dem Marshallpass auf 3319 m.ü.M mit Sonnenuntergang.

Marshallpass auf 3319 müM

Am nächsten Morgen: genial, kein Zelt abreiben, nicht saukalt und kein Wind. So liefen wir die letzten 17 km bis zum Monarchpass auf 3448 Meter Höhe in viereinhalb Stunden. Die Sicht auf die umliegenden Berge (Rocky Mountains) war wieder sehr eindrucksvoll und erst in der Höhe Wind, besser ging’s nicht.

Wir kamen mit super Laune am Pass an, liefen lachend zum Passschild und klatschen uns ab.

Ein Mann sah uns und hatte sichtlich Freude gut gelaunte Hiker zu sehen. Auf der Strecke von Del Norte bis zum Monarch-Pass haben wir genau vier Hiker gesehen, am letzten halben Tag, sind nicht grad viele hier.

Der etwas schmutzige Mann fragte, ob er uns irgendwohin bringen dürfe. Da sagten wir natürlich: Ja gerne! Er brauchte etwas Zeit, um im Auto erst Platz zu schaffen, soviel Material hatte er darin.

Bei der Talfahrt erzählte er uns, dass er ein Stück des CDT-Trails instand stelle für uns Hiker. Wir bedankten uns bei ihm dafür, weil ohne diese sehr angeschirrten Helfer sähe der Weg nicht so aus.

Die zwei Hiker, die vor uns auf dem Pass angekommen waren, hatten diesen wirklich netten Mann sehr herablassend behandelt. Er wollte ihnen auch ein Gefallen machen und einer hatte zu ihm gesagt, er sollte verschwinden.

Natürlich sah der Mann etwas dreckig aus und sein Auto war auch nicht grad das Neuste. Aber wenn man hingeschaut hätte, wäre schnell zu erkennen gewesen, dass der Mann am Trail arbeitet. Er hatte den CDT-Kleber am Auto und wusste ziemlich Bescheid über die Hiker und Verhältnisse am Trail.

Das ist so herablassend, einige stellen sich einfach über eine Person oder meinen, sie seien was besseres. Obwohl sie überhaupt keine Ahnung haben, wen sie vor sich haben. Das ist so kein Benehmen, da könnte ich glatt platzen.

Jedenfalls fuhr er uns ins Städtchen Salida direkt zum Hotel. Wir wollten ihm was geben fürs Fahren, er wollte natürlich nichts.

Salida, Heart of the Rockies, liegt auf 2156 m.ü.M. und ist beliebt bei Berg- und Sport-Touristen. Durch das Städtchen Salida (rund 5600 Einwohner) fliesst der Arkansas River und die Berge rings um das Arkansas-Tal werden im Winter weiss und im Tal bleibt’s grün.

Das Städtchen muss man gesehen haben mit all diesen schönen historischen und unterschiedlichen Häusern.

Wir schlendern durch das hübsche Zentrum, und spazieren auch durch die herumliegenden Wohngebiete in diesen anderthalb Tagen. So eine friedliche und ruhige Atmosphäre. Überall wird etwas gemacht, im Garten oder an den Gebäuden.

Als wir zur Laundry laufen, sehen wir auf den Rasenflächen vor den Häusern mehrere Deer, so etwas wie Rehe, am Grasen.

Im Norden kommen nun die nächsten Berge, die Sangre de Cristo Mountains, durch die wir laufen werden.

CDT 13, 26. – 29.Mai, Del Norte – Razor Creek

Das Motel war ein Erlebnis für sich, für 75 Dollar eine Nacht. Der Angestellte, freundlich wie er war, machte uns darauf aufmerksam, dass er das Zimmer gerade erst gereinigt habe. Also dies hätten wir nicht gemerkt, vor dem Badezimmer klebte Andy mit den Schuhen am Teppich. Ich versuchte die Dusche zu überzeugen, Wasser mit etwas Druck zu bringen, gerne auch warm.

Nach längerem Drehen und Warten klebten meine Socken auch fest am Boden des Badezimmers und das Wasser blieb eisig kalt. Ich holte den Angestellten, er probierte etwa das Gleiche wie ich, leider auch erfolglos. Er holte danach den Besitzer, der in langen Unterhosen erschien. Ich blieb entspannt, Andy eher nicht. Ich erklärte ihm, dass wir gerne warm duschen wollten oder das Geld zurück. Er war sehr bemüht und gab uns ein anderes Zimmer.

Das zweite Zimmer übertraf das erste, im Negativen, aber die Dusche war gewillt, warmes sogar heisses Wasser zu liefern.

Mir genügte das, Andy sagte nichts, war aber sichtlich genervt. Ich zu sagte zu ihm: „Was erwartest du wenn jemand in Unterhosen rumläuft?“ und er lachte wieder.

Auf 2500 müM

Der erste Tag auf der Alternativ-Route. Erst eine riesen Schlaufe um den Flughafen, danach auf gingen wir Schotterpisten bis zum Dorf La Garita. Bei einer Abzweigung stand auf einem Schild, es gebe hier „The best Burger“ im Tal. Eigentlich geht die alternative Route, die etwa 1000 Höhenmeter tiefer liegt als die Originalroute, aber nicht bis zu diesem Dorf. Ein ortsansässiges Paar nahm uns mit bis zu diesem Restaurant.

Sauber wie vor 150 Jahren

So ein genialer Ladenbesitzer war dort, der machte Sandwich so lecker. Dazu tranken wir etwa 2 Liter Milch und Soda und assen zum Abschluss noch einen Becher Ice-Cream.

Den Nachmittag liefen wir mit Bauchweh weiter durchs Tal. Wir mussten bis in den Abend laufen, denn in diesem Tal kam ein Anwesen nach dem anderen, alles Privatbesitz und überall eingezäunt. Zwei nette Männer nahmen uns dann zu einem Campingplatz mit, der etwas abseits von unserem Weg war.

Blühender Kaktus

Wir sassen hinten auf der runtergeklappten Heckklappe, war mal was Neues, zum Glück eine kurze Strecke von 4 Meilen.

Den zweiten Tag liefen wir früh morgens erst mal zurück zu unserem Weg. Es war Samstag und wir sahen auf dieser Strecke zum Carrero Pass alles, was Motoren hatte.

3099 müM

Teilweise mussten wir lachen. Zum Beispiel fuhr ein Mann mit einem Vierradtöff und mit Baby auf dem Rucken uns vorbei und das Baby hatte noch den Schnuller im Mund. Dann auch Kinder mit Motorrädern, mit Vollgas durch den Wald, schon etwas laut war es.

Fahrzeugepark im Wald

Eines war aber sehr interessant, egal wie schnell sie angeschossen kamen, alle bremsten ab, um uns zu Winken und brausten dann mit Vollgas weiter.

Aus diesem Tal heraus mussten wir leider noch etwa 10 Kilometer auf der Schnellstrasse, dem Hwy Colorado 114, laufen. Hier wurde leider nicht gebremst. Die Autos fuhren etwa mit 105 km/h an uns vorbei, sehr unangenehm dazu noch kräftiger Wind.

10 km Gerade aus

Am Abend liefen wir noch ein gutes Stück weg von der Strasse, wir hatten genug vom Lärm.

Am nächsten Mittag ging’s zurück auf die CDT-Hauptroute, also zurück in die Berge.

Der Weg hinauf ging durch nicht schönen Wald, mehr totes Holz als grüne Tannen. Gegen Abend kam’s noch viel schlimmer mit dem Wetter, es schneite und die Temperatur viel tief.

Wir hatten erwartet, hier wieder Hiker zu sehen, doch trafen den ganzen Tag keine Menschenseele. Andy hatte an diesem Tag seinen 29. Mai Geburtstag. Ich liess bei meinem Handy die mobilen Daten eingeschaltet, so kamen mitten im Wald einige Gratulationen aus der Schweiz angerauscht. Er freute sich riesig über alle nette Worte, so machte uns das miese Wetter weniger aus.

Der Tag danach

Anmerkung Andy:
Rosas Gratulation bestand darin: (nur weil ich ein wenig betrübt war wegen des Wetters und der Kälte) Ich solle mich doch in den Wald legen und die Schuhe zusammenstellen, mit 55 sei’s sowieso vorbei. Manchmal ist sie so eine Feinfühlige…

CDT 12, 22. – 26. Mai, Cumbres-Pass – Del Norte

Am Sonntag stellten wir uns an die Passtrasse in Chama (Cumbres Pass). Kaum hatten wir die Rucksäcke abgestellt, kam schon ein Ehepaar und fuhr uns auf den Pass. Es hatte fast kein Verkehr, da es Sonntagmorgen war. Das Paar machte einfach schnell eine Ausfahrt mit uns.

Rock Biby 3710 müM

Der Aufstieg war sehr beeindruckend auf 3710 Höhenmeter (Rock Biby) und es hatte gewindet, über uns teilweise fast schwarze Wolken. Danach stiegen wir so schnell es ging runter, da das Wetter kalt und nass war. Wir mussten das Zelt schon um fünf am Abend stellen. Der nächste Morgen waren wir im Schnee, nicht grad das, was wir erwartet hatten.

Unverhofft kommt oft

Die nächsten zwei Tage waren es Wandern im Schnee, Regen und Blizzard. In Chama hatte uns ein Mann das Wetter vorhergesagt, genauso, wie es diese drei Tage war. Wir hatten das Wetter im Internet nachgesehen und meinten es besser zu wissen, selber schuld.

Der Restschnee war für uns nicht sehr gefährlich. Nur zwei Querrungen waren kritisch.

Dort sind wir sehr konzentriert gewesen, das nichts passierte.

Kleiner Blizzard auf 3850 müM

Nach drei Nächten in der Kälte, gingen wir auf die tiefer liegende Strecke des CDT. Am Morgen waren wir im Schnee auf 3650 m.ü.M., am Abend im Tal (San Luis Valley) auf 2400 m.ü.M. bei Kirstin bei einem Glas Rotwein.

Wir liefen möglichst weit am letzten Tag, weil wir im Dorf (Del Norte) frühstücken wollten.

Um sieben merkten wir, dass links und rechts alles Privatgrundstücke waren. Andy und ich dachten, wir müssten bis zum Dorf weiterlaufen, denn auf Privatgrundstücken zelten ohne zu fragen wollten wir nicht. Da kam ein Auto und ich hielt die Hand raus. Ich fragte die Frau, wo man hier vielleicht ein Zelt stellen könnte. Kurzerhand nahm Kirstin uns gleich mit zu sich nach Hause. Es war ein sehr schönes Grundstück und mit viel Liebe fürs Detail.

Sitzplatz am River

Diese Gastfreundschaft bei Kristin und Scott war unglaublich. Wir hätten auch ein Bett bekommen, duschen können, sehr lieb von den Zweien.

Wir waren so verschmutzt, dass wir unser Zelt im Garten stellten. Wir hatten auch kein sauberes Kleidungsstück dabei. Am nächsten Morgen fuhr uns Kristin in das Dorf, wo wir ein Motel buchten für eine Nacht.

Kirstin und Scott
Del Norte

Wir assen zweimal Frühstück, duschten und haben in der Laundry alle unsere Kleider gewaschen. Auch in der Laundry diese Freundlichkeit, ist echt was uns begeistert. Als der Automat mit dem Waschmittel unser Geld schluckte, aber kein Waschmittel raus gibt, geht eine Anwohnerin schnell mit dem Auto nach Hause und kommt nach kurzer Zeit zurück mit Waschmittel, super nett.

Unser Plan ist, möglichst viele Kilometer pro Tag zu machen. Jetzt auf dieser Alternativstrecke vom CDT, weil wir Mitte September an der kanadischen Grenze sein möchten. In den Bergen machen wir höchstens 25 km pro Tag, im einfacheren Gelände meistens über 40 km.

Trocknen des Materials

Unser Sohn heiratet Mitte Oktober und das wollen wir natürlich nicht verpassen. Spass beiseite, wir freuen uns sehr, dann unsere Kinder wieder zu sehen.

CDT 11, 15. – 20. Mai, Ghost-Ranch – Cumbres Pass (Chama)

Wir stiegen durch eine Schlucht auf, war sehr anstrengend. Die Nacht verbrachten wir auf einer Hochebene mit Sonnenuntergang, wirklich traumhaft schön.

Am nächsten Morgen sind wir früh losgelaufen und sahen nur noch zwei Hiker im Zelt, sie waren noch am Schlafen.

In dieser Höhe war der Rauch von den drei Waldbränden bei Santa Fe zu sehen.

In der Nacht hatte es stark angefangen zu Winden. Den Rauch von den Feuern, die in der Santa Fe Wilderness wüteten, hatte es über uns weggeweht ins nächste Tal. Am Morgen waren die Täler vollkommen im Rauch und wir sahen die Sonne erst am späten Nachmittag. Je weiter wir nach Colorado wanderten, desto weniger roch es nach Rauch.

Wir wanderten über Hochebenen, oft schön grün mit Laubwald, richtig entspannend zu wandern. Am Abend fing es an zu donnern und leicht zu regnen. Wir stiegen möglichst weit runter teilweise über Forststrassen, denn wir hatten keine Lust, noch mal so eine windige Nacht zu verbringen wie die letzte.

Unten konnten wir den Rio Vallecitos queren über einen Baumstamm. Ich mit der nötigen Vorsicht, aber Andy na ja…

Die Nacht verbrachten wir auf einer Wiese die umrandet war von riesigen Tannen, es war eine super Nacht ohne Wind und Rauch. Am nächste Tag liefen wir vor Sonnenaufgang los, wir wollten bis zum Campingplatz, der vor dem Highway no 93 lag.

Bärensichere Aufhängung

Dort wollten wir noch mal googeln wie sich die Sache mit der Schliessung der Forests entwickelt hat. Schon als wir über die ca. 2 km grosse Fläche des Campingplatzes gingen wurde uns klar, dass es wahrscheinlich eingetroffen ist: Die Forest sind oder werden bald geschlossen.

Mir war klar, dass Andy aber auch das letzte Teilstrecke noch durchlaufen möchte. Also ich fand’s nicht so nee tolle Idee, weil ich denke, man sollte schon einhalten, was der Forest Service sagt. Aber ganz genau wusste ich ja auch nicht, wann sie dieses Stück schliessen und es war ja kein Feuer vor uns.

So zogen wir los, zuerst dachten wir, das hätten wir auch auslassen können. Überall halb abgestorbener Wald oder auch verkohlte Bäume. Schön war das nicht, aber dafür am Nachmittag einfach nur genial. Riesen Flächen mit Gras und kleinen Bächlein. Eine unglaubliche Weitsicht und kein Mensch, nur wir zwei.

Danach ging es den Hang hoch in die Höhe und oben alles nach vorne. Es war ein sehr spektakulärer Weg. Am Abend stiegen wir noch mehr in die Höhe zu einem See und dort hatte es noch vier andere Hiker.

Letzter Sonnenaufgang mit Farbenpracht in New Mexiko

Der letzte Tag war grauenhaft, am Morgen früh kam uns ein Hiker auf dem Weg entgegen, der erzählte, er hätte gestern den ganzen Tag gebraucht für diese Strecke vom Pass bis hierher. Wir fragten uns, was dann so lange gedauert habe und lachten. Das verging uns dann aber richtig. Der Aufstieg zum letzten Berg und Abstieg zur Grenze Colorado waren einfach nur nervig und anstrengend, anderes konnte man das nicht sagen. Über und unter Baumstämmen, die kreuz und quer im Wald und im Hang lagen, und dazu noch Schneefelder und Schmelzwasser!

Andy und ich wollten einfach nur noch zur Passtrasse kommen an diesem Tag. So kämpften wir uns durch dieses Chaos von Wald.

Grenze zu Colorado

Um vier Uhr standen wir an der Cumbres-Passtrasse, um Autostop zu machen. Keine 10 Minuten und wir hatten eine Mitfahrgelegenheit.

Erste Bilder von Colorado

Geschafft und überglücklich nahmen wir uns für vier Nächte ein Zimmer in Chama. Also ging’s wieder zurück nach New México zum Erholen.

In diesen vier Tagen machten wir eigentlich gar nichts ausser Essen, Schlafen und natürlich Essen. Einen Tag nutzten wir, um neue Wanderschuhe zu kaufen. Wir fuhren mit dem Bus zuerst nach Espanola und von dort weiter mit einem anderen Bus nach Santa Fe. Fahrzeit etwa drei Stunden ein Weg. Der Retourweg dauerte noch länger. Es windete sehr, so dass unser Busfahrer das Tempo reduzierte.

Wir feierten den Abschluss der Strecke durch New México bei einem feinen Essen in Santa Fe mit seinen speziellen Pueblo-Gebäuden.

Santa Fe

Also das ist schon etwa das Verrückteste, das wir bis jetzt in unserem Leben gemacht hatten. Diese Fernwander-Erfahrungen und all die Leute, die wir getroffen haben, unglaublich.

Zum Beispiel in Espanola: An einer Bushaltestelle unterhielten wir uns mit einem jungen Mann, der einer ortsansässigen Gang angehörte und direkt aus dem Gefängnis ka.. Er hatte sechs Kinder und freute sich auf Zuhause und duschen. Er erzählte uns, er möchte, dass seine Kinder mal die Schweiz kennenlernen. Wir sagten ihm, er sei wahnsinnig, denn in der Schweiz seien sechs Kinder viel zu teuer und wir lachten zusammen. Sein Bus kam und wir verabschiedeten uns. Schon krass, er ein Gang-Mitglied und wir ein braves Ehepaar aus der Schweiz.

Wir verurteilen ihn nicht für das was er gemacht hatte, ist einfach nicht mit der Lebensart in der Schweiz zu vergleichen.

Gesperrte Wilderness rot

CDT 10, 13. – 15. Mai, Cuba – Ghost Ranch

Nach einer Nacht in Cuba sind wir am nächsten Tag gleich nebenan mit einem anderen Hiker frühstücken gegangen. Wir hingen noch etwas im Internet und telefonierten mit unserer Familie. Am Nachmittag ging’s weiter auf Asphalt.

Es machte uns diesmal aber nichts aus. Wir wollten New México hinter uns lassen, das ewige Schauen, wo das nächste Wasser kommt, nervte schon recht.

Stinktier auf Wanderung

Auch hatten wir genügend Kühe gesehen und überall, bis auf die höchsten Gipfel – sorry -Kuhscheisse aber wirklich überall!

Also ging’s flott in die Höhe und am Mittag waren wir am See (San Gregorio Reservoir) angekommen. Wir sassen am See und es kam ein Mann mit Funk am Gurt vorbei und fragte uns, was wir vorhaben. Wir antworteten ihm, dass wir den CDT hiken. Er wies uns darauf hin, dass Feuer NICHT erlaubt sei! Ich fragte, ob er Ranger sei, was er bejahte. Aber er sei aus Oregon und sie würden New Mexiko aushelfen. Was uns wieder bewusst machte, dass dieses Jahr nicht der Normalität entsprach und die Brandgefahr sehr-sehr hoch war.

Wir machten ordentlich Kilometer pro Tag. Den ersten Tag liefen wir über Schnee in New Mexiko und übernachten auf 3200 m. ü. Meer.

Den zweiten Tag stiegen wir in den Chama River Canyon (Schlucht mit dem Fluss Chama) ab. die Felswände links und recht gehören zur Santa Fe Wilderness, super schön.

Mich nervte der ewige heisse Wind, es war wie in einem Backofen. Dafür war es herrlich, immer wieder Wasser zu haben.

Ein Tages-Hiker sagte uns, dass in den nächsten Tagen sämtliche National Forest (Wälder) geschlossen würden. Wir könnten in zwei Tagen mit ihnen nach Colorado mitfahren, sie würden uns bei der Ghost Ranch abholen. Wir bedankten uns und gingen weiter Richtung Ghost Ranch.

Am dritten Tag, am Sonntagmorgen sind wir früh aufgestanden und waren um 9 schon bei der Ranch angekommen. Nach etwas Recherchieren im Internet war uns klar, dass New Mexiko wirklich die ganzen Waldgebiete schliesst.

Man muss sich das mal vorstellen: wegen sehr erhöhter Waldbrandgefahr werden riesige Gebiete gesperrt. Für uns unvorstellbar, Andy sagte immer, das werden sie sicher nicht machen, höchstens vereinzelte Gebiete.

Bis zur Grenze zu Colorado hatten wir noch 160 km zu laufen, für uns drei Nächte. Anderenfalls würden wir beim Highway no 93 noch nach Chama mit Autostopp kommen.

So gaben wir Gas, wie andere Hiker auch. Andere schmissen den ganzen Trail hin. Es ist für uns immer ein Abwägen. Waldbrände gehören leider zu einem Trail, die Frage ist nur, wie nahe er ist.

CDT 9, 8. – 12. Mai, Grants – Cuba

Mount Taylor

So ein Glück, dass wir auf den Weg gegangen sind, obwohl Starkwindwarnung angesagt war für zwei Tage. Wir gingen aus Grants heraus, etwa 7 km alles auf Asphalt und direkt an einem Gefängnis vorbei. Es beeindruckt, denn hier ist nur schon der Aussenbereich angsteinflössend, dagegen sind unsere (Schweizer) Gefängnisse eher Spielgruppen.

Wir bestiegen den Mount Taylor, es ging auf 3446 m.ü.M., bei Starkwind, dass Andy mich festhielt beim letzten Stück zum Gipfel. Wir kämpften gegen den Wind und kamen gegen fünf Uhr am Abend an, ziemlich glücklich, dass wir‘s geschafft hatten. Beim Aufstieg sahen wir im Tal unten mehrere Sandstürme wüten, dort war’s noch schlimmer.

Ein Hiker übernachtete doch tatsächlich oben auf dem Gipfel, etwas geschützt hinter Bäumen. Wir stiegen möglichst weit ab. Dies brachte aber nicht soviel, denn der Wind war auch hier heftig. Unseren Zeltplatz wählten wir möglichst in einer Senke, direkt hinter einer sehr dicken Tanne, die kräftig und gesund aussah. In dieser Nacht hatten wir beide kaum geschlafen, da es nicht so gemütlich war. Ein anderer Hiker, der mitten im Wald geschlafen hatte, sagte zu uns, er hätte einfach aufs Beste gehofft und das Schlimmste verdrängt.

Wir waren so müde, dass es uns nicht störte, dass es am zweiten Tag laufen auf Schotterstraßen war. Leider immer noch bei nervigen Wind, aber wir mussten vorwärts laufen, denn die Wasserstellen waren distanzmässig weit auseinander. Dieses Jahr sei sehr trocken und im Winter hätten sie fast keinen Schnee gehabt. Dazu kam, dass schon im 2021 (Juli, August, September) der Regen schwach ausgefallen war.

Das Wasser war bis anhin auch meistens unser Grund für die Entscheidung der Wegwahl. Irgendwann ging’s einfach mit dem Gewicht nicht mehr, für 50 km Wasser tragen ging noch. War echt nervig bis jetzt, wir mussten immer einschätzen wie viel Wasser wir brauchen und einteilen auf die Distanz. Du schwitzt das meiste raus, es gab Tage, wo es mit einmal Wasserlassen erledigt war. Aus den Viehtränken Wasser zu nehmen, ging auch nicht immer, oder wir wollten es nicht.

Die nächsten zwei Tage waren unglaublich schön und anstrengend. Wir liefen durch eine wunderschöne Canyon-Landschaft (Canyon de Aroxo) durchs ausgetrocknete Flussbett des Rio Puerco. ((war da noch See = Laguna Cuates??)). Es war unglaublich heiss, Andy war fix und fertig am zweiten Tag, er hatte richtig gelitten, dafür ging’s mir super. Das ist unser grösster Vorteil: wenn es einem von uns beiden schlecht geht, motiviert der andere.

Wir sind echt angekommen auf dem CDT Trail. Wir machen in der Regel mehr km als notwendig und haben Spass dabei.Diese Landschaft war der absolute Wahnsinn. Du steigst 700 Höhenmeter in die Ebene runter und umrundest den Cabezon Peak in zwei Tagen. Mit Aussichten in eine endlose Weite. Den zweiten Tag rauf, runter, rauf, runter, 21 km weit bis zu einer Wasserquelle in einem kleinen Tal. Es war sehr heiss, wir kamen erst um 4 Uhr am Nachmittag beim Wasser an. Nach einer Pause liefen wir noch weiter, wir wollten bis Cuba.

Cabezon Peak

Der letzte Anstieg, nochmals 150 m auf die Mesa Portales, übertraf alles. Hier kam uns wieder die Aussage vom Hiker in den Sinn („das Beste hoffen und das andere verdrängen“). Der Trail ging zwischen den Felsblöcken hoch, die vorher über uns gewesen waren, wir stiegen im Zickzack hoch, der Hang war sehr steil. Ich hatte geschwitzt vor Angst und Anstrengung. In der Schweiz wäre ein solcher Weg sicher gesperrt, Unglaublich, die Amis.

Oben war es einfach genial, der Weg verlief der Canyon-Abbruchkante entlang, es ging teilweise senkrecht in die Tiefe!

Am dritten Tag waren wir schon um acht in Cuba, einem kleinen Dorf auf 2100 m.ü.M. Es hat eine Strasse mitten durch, links und rechts Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants, Motels, nicht viel mehr.

Wir mussten noch vom Zeltplatz bis zum Hwy 197 und danach noch etwa 4 km laufen ((warum, um im Dorf zu essen??)). 3 km davon hat uns ein Pärchen mitfahren lassen hinten auf dem Pick-up direkt ins Dorf.

CDT 8, 3. – 6. Mai, Toaster House – Grants

Wir verliessen das Toaster House am 3. Eigentlich wollten wir frühstücken im Restaurant, daraus wurde nichts. Es war geschlossen, also liessen wir‘s mit Essen. Waren schon lustige Zustände hier in Pie Town.

Der Tag wurde einer zum Verzweifeln. Wir mussten 50 km auf Schotterstrasse geradeaus wandern, von Morgens um neun bis abends um neun – geradeaus! Es gab wenigstens eine Trail Magic, etwa nach 20 km bei einer Range. Wir konnten Wasser auffüllen und es hatte Bananen und Äpfel in einer Box.

Wir sahen den ganzen Tag einen einzigen Hiker, dafür etliche Trucks. Die rasten an uns vorbei, so dass wir ziemlich viel Sand abbekamen.

Die Nacht war die kälteste, die wir bis dahin erlebt hatten auf dem CDT. Am nächsten Morgen war alles gefroren.

Der nächste Tag war Asphalt laufen angesagt, auf dem Hyw 117. Zum Glück nahm uns eine Autofahrerin etwa 10 km mit. Sie setzte uns bei einer Ausweichstelle (La Ventana) ab. Hier begann eine Super Strecke, durch eine Schlucht mit steilen Felswänden aus Kalkgestein. Eigentlich ging der CDT hier alles auf dem Hwy Richtung Grants. Bei der Hitze auf Asphalt laufen ist nicht unsere Stärke, also entschieden wir uns, die Alternative zu nehmen und über das Lavafeld zu stolpern.

Es war spannend, denn wir mussten rauf- und runtersteigen und über Spalten springen, also unsere Trittsicherheit wurde trainiert. Wir brauchten den ganzen Nachmittag dafür. Sogar Andy, der normalerweise eine Ausdauer hat wie ein Pferd, musste Pausen machen. Wir hofften beim Hyw 53 etwas Wasser zu finden, doch leider war das nicht der Fall.

Am nächsten Morgen liefen wir in einem schönen Tal. Nach 9 km laufen sollte eine Wasserstelle kommen. Leider auch Fehlanzeige, der Tank war leer. Wir hatten nur noch einen halben Liter Wasser für 25 km. Viel hatten wir ja nicht getrunken, aber den Tag zuvor schon und leider ordentlich geschwitzt bei der Hitze.

Leerer Wassertank

Wir überlegten umzukehren, um am Highway Autostop zu machen, um nach Grants zu kommen. Doch das Tal gefiel uns und wir liefen los in der Hoffnung, dass es bei der nächsten Windmühle Wasser hat.

Bei solchen Entscheidungen, die wir in der Vergangenheit getroffen hatten, hatten wir meistens Glück. Der Weg war ja auch total einfach zu laufen und so machten wir ordentlich Tempo. Unser Schutzengel liess uns auch diesmal nicht im Stich. Auf unserem Weg lag eine Flasche Wasser, die ein anderer Hiker verloren hatte. Viele laufen ja mit Musik und dann hörst du es nicht, wenn etwas rausfällt.

Also konnten wir genügend trinken und dann kam noch eine Kuhtränke mit super Wasser.

Auf dieser Strecke zu laufen amüsierte uns, weil es eine Schotterstrasse war mit zerschossenen Schildern und Wegweisern. Aber wirklich jedes Schild war durchlöchert. Man fragt sich dann doch ein wenig, wie abgefahren die drauf sind, du fährst mit einem Truck und schiesst auf alles, was ein Ziel ergibt.

Beim Ausgang der Schlucht kamen solche Wahnsinnige mit Trucks die Piste raufgeschossen und danach warst du in einer Staubwolke.

Wir erreichten Grants etwa um 15 p.m., am Freitagnachmittag und gingen sofort in den ersten Getränkeladen, um eiskalte Getränke zu kaufen, es war herrlich.

Wir mussten noch 3 km laufen bis zum Hiker Hostel. Schön war diese Strecke nicht wirklich, gehört zur historischen, berühmten Route 66. Alles, was nicht direkt bei der Hauptstrasse liegt, wirkt ziemlich verwahrlost.

Unser Hostel war fast voll besetzt. Wir bekamen noch zwei Betten in einem 4-Bettzimmer. Im Zimmer war gleichzeitig die Waschmaschine, und so war immer was los.

Ein Hiker kochte für alle Frühstück am Samstagmorgen. Als er das Gas aufmachte, gab es einen Knall und die kleine Hütte wurde ordentlich durchgeschüttelt.

Wir hängten mehr oder weniger den ganzen Samstag in diesem Hostel rum. Nur zum Essen oder Sachen besorgen bewegten wir uns, herrlich entspannend.